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Merkur hält am Verkauf von Halal-Fleisch fest

Foto: APA/Artinger

Das Thema Halal-Fleisch erregt weiter die Gemüter. Nach einer Hasskampagne gegen Spar hatte der Lebensmittelhändler angekündigt, künftig kein Halal-Fleisch mehr zu führen. Zuvor war der Verkauf in 25 Wiener Filialen getestet worden. Spar hatte sich in den Wochen vor seiner Entscheidung heftigen Anfeindungen ausgesetzt gesehen. So waren im Netz absurde Behauptungen kursiert – etwa dass Spar mit dem Verkauf von Halal-Fleisch den Jihad unterstütze. Bedenken von Tierschützern waren rasch von Fremdenfeinden gekapert worden.

Merkur unter Druck von Rechtsaußen

Nach dem Einknicken von Spar gegenüber der Hasskampagne gerät nun Merkur ins Visier der Fremdenfeinde. Die Rewe-Gruppe, zu der neben Merkur auch Billa, Penny und Bipa gehören, verkauft in Merkur-Märkten seit einigen Jahren Halal-Fleisch und will an dieser Strategie laut eigenen Angaben von vergangener Woche auch festhalten. Auf der Facebook-Seite von Merkur sind nun besonders seit dem Spar-Rückzieher zahlreiche rassistische Postings zu finden. So schreibt ein Nutzer etwa, dass er nun zu Spar gehe, weil der wisse, "was wir Österreicher wollen, auch wenn (wir) von dummen Personen als Nazi beschimpft werden. Was ist ein Nazi? Hahahahaha". Hunderte Nutzer kündigen auf Facebook an, Merkur künftig zu boykottieren.

Betäubung in Österreich Usus

Die Hasskampagne gegen Halal ist dabei stark von Unwissen gekennzeichnet. So bezieht Merkur (wie es auch Spar praktizierte) seine Produkte nur von Fleischern, die das Tier vor dem Schächten betäuben. Diese Praxis wird von einer Mehrheit der muslimischen Organisationen in Österreich als "halal" akzeptiert. Das Tier leidet somit nicht stärker als bei anderen gängigen Arten der Schlachtung. Halal, das aus dem Arabischen mit "erlaubt" übersetzt werden kann, bedeutet bei Fleischprodukten, dass jene kein Blut mehr enthalten, der Schlächter Muslim ist und vor der Schlachtung ein Gebet ausspricht. Muslimen, die gläubig leben wollen, ist der wissentliche Konsum von anders präparierten Produkten untersagt.

Symbolik ist fatal

Von einem Boykott der großen Lebensmittelmarken profitieren vor allem kleinere Händler, die sich auf türkische oder arabische Produkte spezialisieren. Gesamtgesellschaftlich schafft die Exklusion von Halal-Produkten aus großen österreichischen Ketten jedoch eine verheerende Symbolik, wie beispielsweise Eric Frey im STANDARD-Blog "Krisenfrey" schreibt: "Halal-Fleisch ist ein klares Signal, dass Muslime, die hier oft schon über Generationen leben, zu Österreich gehören." Merkur hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder mit Hasskampagnen konfrontiert gesehen. (Fabian Schmid, 7.12.2015)