Zu Zeiten des Kalten Kriegs mag es sinnvoll gewesen sein, die österreichischen Goldreserven im Ausland zu lagern und im Fall einer bewaffneten Auseinandersetzung schwerer erreichbar zu machen. Ein Vierteljahrhundert nach dem Ende des Ostblocks haben sich die Bedrohungen gewandelt, und folglich ist auch die Rückholung des Goldes nach Österreich der richtige Schritt – vor allem, wenn man sich die Bedeutung des Edelmetalls für die Währung vor Augen führt.

Gold ist Geld in seiner ureigensten Form. Während im Lauf der Jahrhunderte unzählige Währungen das Zeitliche gesegnet haben, was zumeist mit schmerzhaften Verlusten für die Bevölkerung verbunden war, ist Besitzern von Gold und Silber dieses Schicksal erspart geblieben. Die Edelmetalle tragen einen Wert nämlich in sich, was sie grundlegend von staatlichen Zahlungsmitteln unterscheidet. Seit dem Ende des Bretton-Woods-Systems in den frühen 1970er-Jahren gibt es keine Goldbindung mehr, heutige Währungen sind reines Papiergeld, das letztlich nur durch ein Versprechen und das Vertrauen darauf gedeckt ist.

Dadurch, dass die Nationalbank bis 2020 die Hälfte der Goldreserven von rund 280 Tonnen nach Hause holt, gewinnt der Staat volle Kontrolle über sie. Ansonsten unterscheiden sie sich in letzter Konsequenz nicht von Papiergeld, wenn man auf das Versprechen fremder Staaten vertrauen muss, im Ernstfall auch darauf zugreifen zu dürfen. (Alexander Hahn, 11.12.2015)