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Kandidatinnen werden stärker an ihren Eignungskriterien gemessen werden als ihre männlichen Pendants, fand Astrid Hainzl in ihrer Untersuchung heraus.

Foto: Reuters/EDDIE KEOGH

Wien – Drei wesentliche Ursachen für die ungleiche Geschlechterverteilung in österreichischen Aufsichtsräten hat Astrid Hainzl, WU-Absolventin und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Wirtschaftsministerium, in ihrer Masterarbeit ausgemacht. Diese Gründe sollen dafür verantwortlich sein, dass entweder Männer bei der Bewertung und Auswahl begünstigt oder Frauen benachteiligt werden.

Der Frauenanteil in den österreichischen börsenotierten Gesellschaften laut EU-Kommission mit nur 13 Prozent unter dem Durchschnitt der EU-Länder.

Ein Grund, warum Frauen bei der Besetzung von Aufsichtsräten benachteiligt werden, liegt laut Hainzl darin, dass Kandidatinnen stärker an ihren Eignungskriterien gemessen werden als ihre männlichen Pendants. Dabei werde der Begriff "Kompetenz" sehr flexibel ausgelegt und je nach Geschlecht definiert und gewichtet. Die ungleiche Anforderung an und Bewertung von Kompetenz stellt somit eine "homosoziale Praktik" dar, die Männer begünstige.

Starke Sozialisierung in Gremien

Ein zweiter Punkt, der die Frauen benachteiligt, sei das Kriterium "Vertrauen". Vertrauen werde fast ausschließlich auf der Grundlage von persönlichen Beziehungen gebildet, die wiederum in Netzwerken entstünden. Für Frauen seien diese Gruppierungen aber oft nicht oder nur schwer zugänglich. Und die in den Netzwerken vorhandene Homogenität könnten Frauen schon alleine wegen ihres Geschlechtes nicht erfüllen.

Um bei gleichzeitigem öffentlichen Druck, die Frauenquote zu erhöhen, das Werte- und Normensystem in Aufsichtsräten beibehalten zu können, werde die Gruppe der Frauen, die für Aufsichtsratsmandate in Frage käme, sehr klein gehalten. Diese Gruppe habe zudem schon eine starke Sozialisierung im Gremium erfahren. Meist werde bei Neubesetzungen dann auf diese Wenigen zurückgegriffen. Die Aufteilung der Aufsichtsratsmandate auf eine sehr kleine Gruppe von Frauen ermögliche so den Erhalt von Werten und Normen im Gremium.

Förderpreis für Untersuchung

Für ihre Masterarbeit mit dem etwas sperrigen Titel: "Die Reproduktion des männlichen Aufsichtsrates – Homosoziale Praktiken in der Evaluierung von Kandidatinnen und Kandidaten" erhielt Hainzl vergangenen Freitag vom Wirtschaftsministerium den Förderpreis 2015 der "Gabriele-Possanner-Preise". Hainzl hat für ihre Studie Interviews mit Expertinnen und Experten geführt.

Die "Gabriele Possanner-Preise" werden seit 1997 zum Gedenken an die erstmalige Verleihung eines akademischen Grades an eine Frau durch eine österreichische Universität verliehen. Possanner erhielt 1897 ihr an der Züricher Uni erworbenes Doktorat der Medizin von der Universität Wien nostrifiziert. (APA, 14.12.2015)