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Foto: EPA / Lex Lieshout

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Pro
von Doris Priesching

Grüß euch Gott, liebe Kinder! Hier ist das Christkind, und es hat eine Überraschung für euch! Am Weihnachtsabend findet ihr dieses Jahr unter dem Lichterbaum liebevoll geschmückte Kuverts. Ihr wisst nicht, was das zu bedeuten hat? Kommet her, ich will es euch gerne erzählen.

Diese Kuverts sind nämlich etwas ganz Besonderes. Sie duften nach Zimt und nach Apfel, und ihr Inhalt ist von unschätzbarem Wert. Ich, das Christkindlein, bin gekommen, um euch zu geben, was ihr am allersehnlichsten wünschet: Kohle an Heiligabend für Handys, Smartphones, Tablets, Gameboys, und was ihr sonst noch an Herrlichkeiten auf dieser Welt erdenken könnt!

Wisset ihr, was das heißt, kleine Frechdachse? Nie wieder pädagogisch wertvolle Mama-Geschenke, der Papa kann euch nach der Bescherung kein Spielzeug wegnehmen, nichts Nützliches mehr von Oma und Opa, sondern Münzen, die süßer wie Glocken klingen! Und wenn ihr dann euren Freunden noch erzählt, dass es mich wirklich gibt, leg' ich sogar noch was drauf. Nun? Wo sind jetzt die strahlenden Kinderaugen? Na, also!

Kontra
von Ljubisa Tosic

Es hängt natürlich von der Summe ab. Ist sie dermaßen opulent, dass sie alle mit Geld zu behebenden Lebenssorgen des Diesseits aus der Welt schafft, wird beim Beschenkten keinerlei Kränkung ausgelöst. Aber zurück in die Wirklichkeit. Das Geldpräsent in seiner Realform bleibt ein klägliches Symbol des Desinteresses am Beschenkten. Außerdem ist es ein verhängnisvoller Tiefschlag für ein womöglich bereits klappriges Wirtschaftswachstum, das so endgültig in den Rollstuhl befördert wird.

Wird nichts ausgegeben, wird Geld weitergereicht, gelangt es nie in den Wirtschaftskreislauf. Auch der Beschenkte, im ängstlichen Bewusstsein der Wirtschaftslage, gibt nicht aus. Er hortet. Firmen verkaufen weniger, Gewinneinbrüchen folgen Lohnkürzung und Rauswürfe. Die Entlassenen haben noch weniger zum Ausgeben, wodurch die Wirtschaft abermals ... Kurzum: Geldgeschenke sind Teil einer Todesspirale der Wirtschaft, und die wollen wir doch alle nicht! Stattdessen: Studium der Wünsche euerer Liebsten, konkretes Schenken. Die Konjunktur wird es danken. (RONDO, 18.12.2015)