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Foto: APA / EPA / Fernando Villar

Madrid – "PSOE (Definition): Partei, gegründet und aufgelöst von Pablo Iglesias", lautet einer der beliebtesten politischen Facebook-Witze in Spanien. Es entbehrt nicht eines gewissen Humors, dass der Spitzenkandidat der erfolgreichen Podemos (Wir können) den gleichen Namen trägt wie jener Mann, der die sozialistische Partei Spaniens, die jetzt unter Bedrängnis gerät, vor mehr als 130 Jahren gründete: Pablo Iglesias.

Der 37-jährige Politikprofessor der Uni Madrid ist einer jener Akademiker, die die neue Partei gleichsam am Reißbrett entworfen haben. "Geschichte zu machen statt sie zu untersuchen", nannten sie das.

Ausgezeichnetes Englisch

Wenn Iglesias – unverheiratet, keine Kinder – sich mit etwas auskennt, dann ist es politische Kommunikation. Denn diese hat er in den USA und an europäischen Hochschulen studiert. Jahrelang setzte der Sohn einer Gewerkschaftsanwältin und eines Franco-Gegners das Gelernte um und bestellte damit den Boden, auf dem Podemos wuchs. Alles begann mit La Tuerka in einem kleinen, alternativen Fernsehsender in Vallecas, dem Arbeiterstadtteil Madrids, in dem der Podemos-Chef bis heute in einer 60-Quadratmeter-Wohnung lebt. Er wetterte gegen Austerität und Korruption und schaffte es bald in Talkshows zur Primetime, wo er so etwas wie der heimliche Sprecher der Empörten wurde. Iglesias bringt bis heute Rekordeinschaltquoten. Im Wahlkampf gewann er souverän die TV-Debatten.

Einmal bekannt, beschloss "der mit dem Pferdeschwanz", wie ihn die Spanier nennen, mit seinem engsten Vertrautenkreis in die Politik zu gehen. Die Vereinigte Linke (IU) wollte den charismatischen Politiker nicht. Er könnte den alten, grauen Parteifunktionären gefährlich werden, fürchteten die Kommunisten.

Parteigründung als Plan B

Also Plan B: Podemos. Die Partei entstand im Frühjahr 2014 und trat mit Erfolg – acht Prozent und fünf Angeordnete – bei den EU-Wahlen wenige Monate später an. Er werde sich mit diesem Erfolg nicht zufriedengeben, sagte er damals: "Ab Morgen werden wir dafür arbeiten, dass dieses Land wieder eine anständige Regierung bekommt."

Schnell entstanden hunderte Unterstützergruppen im ganzen Land. Sie machen heute Podemos aus, noch immer mehr Bewegung als Partei.

Im Mai 2014 gewannen Podemos-nahe Kandidaten in mehreren Großstädten die Kommunalwahlen, auch in den Großstädten Madrid und Barcelona. Jetzt ist Iglesias im Zentrum der spanischen Politik angekommen. Fortsetzung folgt. (Reiner Wandler, 21.12.2015)