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Ion Sturza, in Moldau mit der Regierungsbildung betraut.

Foto: APA/EPA/DUMITRU DORU

Ion Sturza hat einen undankbaren Job: Der 55-jährige zweifache Vater soll die Korruption in der Ex-Sowjetrepublik Moldau ausrotten. Präsident Nicolae Timofti hat Sturza mit der Regierungsbildung beauftragt. Ob der Premierminister-Kandidat es überhaupt ins Amt schafft, ist fraglich: Er hat nicht nur einen mächtigen Gegner. Auch die Biografie des aus einem alten Adelsgeschlecht stammenden Sturza ist ein Problem.

Moldau, mit einem Pro-Kopf-Jahreseinkommen von rund 2000 Dollar das Armenhaus Europas, wird seit Monaten von politischen Protesten erschüttert. Der Skandal um eine Milliarde Euro, die aus der Nationalbank verschwand, hat im Oktober sogar zur Inhaftierung von Ex-Premier Vlad Filat und dem Sturz der Regierung geführt. Seither ist es nicht gelungen, eine neue Koalition in dem zwischen prorussischen und prowestlichen Kräften geteilten Parlament zusammenzuschweißen.

Auch gegen Sturza hat sich bereits eine breite Front der Ablehnung formiert. Angeführt wird sie vom Oligarchen Vladimir Plahotniuc, der selbst auf den Posten schielt und dabei – was paradox erscheint – von den Kommunisten unterstützt wird. In der Bevölkerung hingegen misstrauen Plahotniuc laut einer Umfrage rund 92 Prozent. Timofti, der Sturzas Kandidatur forciert hat, versucht mit dem Schritt, Plahotniucs vollständige Machtübernahme zu verhindern.

Aber auch Sturza steht nicht für den Neuanfang und das Ende der Oligarchie, die viele Demonstranten fordern. Laut dem Magazin Forbes ist er mit einem Vermögen von gut 100 Millionen Euro der reichste Mann des Landes, auch wenn er zuletzt mehrere Jahre vornehmlich in Rumänien verbracht hat. Sein Kapital hat er zunächst mit Banken, später im Erdölsektor zusammengetragen.

Dazwischen, 1999, war Sturza schon einmal Premier. Seine Amtszeit dauerte damals nur acht Monate. Nachdem die Republik Moldau wegen Zahlungsunfähigkeit in eine Energiekrise geschlittert war, musste Sturza abtreten.

Diesmal wurde Sturzas Kandidatur im Westen, auf dessen finanzielle Hilfe Moldau hofft, positiv aufgenommen. Europas Misstrauen gegenüber Chi?inau ist aber hoch. Der Generalsekretär des Europarats, Thorbjørn Jagland, beklagte jüngst die Unfähigkeit der moldauischen Führung, die Korruption zu bekämpfen. Ehe er auf Unterstützung hoffen kann, muss Sturza zeigen, dass er Reformen umsetzen will. (André Ballin, 23.12.2015)