Die TV-Drohne vor dem Einsatz.

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Glück für Hirscher. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn er nur etwas langsamer unterwegs gewesen wäre.

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Madonna di Campiglio – "Dichter Flugverkehr in Italien!": Marcel Hirscher bewies mit seinem Kommentar auf Facebook Humor, nachdem er unmittelbar nach dem Zwischenfall am Dienstagabend beim Flutlichtslalom in Madonna noch ganz andere Worte für den TV-Drohnen-Absturz gefunden hatte. "Eine absolute Frechheit", sagte er in einer ersten Reaktion.

Hirscher hat den vorweihnachtlichen Italien-Block der alpinen Ski-Herren mit Platz zwei hinter dem alle überragenden Henrik Kristoffersen erfolgreich hinter sich gebracht. Das Sportliche rückte angesichts des Drohnenvorfalls aber in den Hintergrund. "Ich habe mein Weihnachtsgeschenk heuer schon früher erhalten. Ich bin unverletzt", meinte der Gesamtweltcup-Führende.

Hirscher wütend und "sehr erleichtert"

Viel hat nicht gefehlt, und Hirscher wäre von dem herabstürzenden Flugobjekt getroffen worden, das sich nach der Landung in beinahe alle Einzelteile auflöste. "Ich bin wirklich sehr erleichtert, dass nichts passiert ist. Man darf gar nicht nachdenken, was passieren könnte bei einem Gewicht von zehn Kilo, das von 20 Metern runterfällt. Es wäre sicherlich eine sehr ernsthafte, schwere Verletzung gewesen."

Im italienischen Fernsehen wurde Hirscher noch deutlicher: "Wenn ich das jetzt im Fernsehen sehe, ist das eine Schweinerei. Einfach schrecklich. So etwas darf nie wieder passieren."

Waldner kündigt Konsequenzen an

Wütend war auch ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel: "Es geht nicht, Menschen in Gefahr zu bringen." Markus Waldner, Herren-Renndirektor des Internationalen Skiverbands (Fis), war erleichtert, dass Hirscher unverletzt blieb. "Wir sind nur ganz knapp einer Katastrophe entgangen. Das hat sicher Konsequenzen", sagte der Südtiroler. "Es war aber ausgemacht, dass der Pilot nicht über die Strecke fliegt, sondern nur über den Korridor. Doch im zweiten Lauf ist der dann immer weiter reingeflogen. Ein Wahnsinn, was da passiert ist."

Der Chef des Organisationskomitees zeigte sich nicht weniger bestürzt. "Ich kann mich nur bei Marcel Hirscher entschuldigen", sagte Lorenzo Conci. "Dafür ist der TV-Rechteinhaber Infront verantwortlich." Infront entschuldigte sich prompt bei Hirscher und der Fis, die eine rasche Aufklärung versprach.

Flugerlaubnis in Italien

Anders als in Österreich, der Schweiz und anderen Ländern dürfen Drohnen in Italien bei Events fliegen, jedoch nicht direkt über Menschen. "Die Fis und der Host-Broadcaster werden nun mit allen beteiligten Parteien zusammenarbeiten, um herauszufinden, was während des Absturzes passiert ist, um sicherzustellen, dass so etwas nicht noch einmal passiert", erklärte der Weltverband in einer Aussendung.

Mit Humor reagierte das Online-Satiremagazin "Die Tagespresse", das den Vorfall folgendermaßen betitelte: "Amazon entschuldigt sich bei Marcel Hirscher für missglückte Paketzustellung".

Internationale Pressestimmen:

Bild: "Fast-Katastrophe – Drohne kracht neben Slalom-Star. Das war verdammt knapp... Beim Weltcup-Slalom von Madonna di Campiglio (Italien) stürzte eine Kamera-Drohne auf die Piste, krachte nur gut einen Meter hinter Marcel Hirscher (26) in den Schnee und zersplitterte."

Stuttgarter Zeitung: "Drohnenabsturz gefährdet Hirscher. Beim Nachtslalom in Italien kommt es fast zu einer Katastrophe."

Blick: "Aerni-Traum und Hirscher-Horror. Der Emmentaler Luca Aerni egalisiert mit Rang 5 sein bestes Weltcup-Ergebnis. Marcel Hirscher schäumt vor Wut, weil er während der Fahrt fast erschlagen wird! (...) Experten sind sich einig, dass diese Drohne den vierfachen Gesamtweltcupsieger hätte töten können."

Dolomiten: "Kristoffersen-Show und Drohnen-Skandal. (...) Aufregender geht es kaum. In Madonna di Campiglio hat Henrik Kristoffersen gestern ein Slalom-Spektakel der Sonderklasse geboten, aber beinahe wäre es zu einer Tragödie gekommen. Bei der Fahrt von Marcel Hirscher im 2. Lauf fiel hinter ihm die Kamera-Drohne auf die Piste. (...) Eigentlich gehörte Henrik Kristoffersen die Hauptrolle, aber sie wurde ihm von einer Drohne streitig gemacht." (APA, honz, 23.12.2015)