Der eine Mann des Vertrauens geht, der andere kommt. Bidsina Iwanischwili, der Milliardär, der Georgien aus dem Hintergrund regiert, hat einen neuen Premier installiert. Auf den jungen Irakli Garibaschwili, ehemals Direktor der wohltätigen Cartu-Stiftung des Milliardärs, folgt nun Giorgi Kwirikaschwili, ehemals Direktor der Cartu-Bank. Die Firma regiert.
Alle sind sie mit Iwanischwili in die Politik gegangen, als der Milliardär 2012 ein Mehrparteienbündnis mit dem viel versprechenden Namen "Georgischer Traum" zusammenkaufte und im Kaukasusstaat tatsächlich den ersten Machtwechsel durch Wahlen erreichte, nicht durch einen Putsch oder Straßenrevolution. Seither ist der "Traum" doch recht verblasst. Kwirikaschwili, der 48-jährige Banker und Rechtspolitiker, soll der Koalition wieder mehr Elan verschaffen. Denn nächstes Jahr im Herbst sind Parlamentswahlen.
In drei Jahren im Kabinett des Georgischen Traums hat Kwirikaschwili zunehmend an Gewicht gewonnen. Erst im September wechselte er das Ressort, übernahm das Außenministerium und überließ seinem Vize Dimitri Kumsischwili das Wirtschaftsministerium. Nach dem plötzlichen Rücktritt des georgischen Premiers vergangene Woche stand Kwirikaschwili schnell als Nachfolger fest. 15 Jahre Altersunterschied sind schon eine Garantie für einen neuen Stil, so hoffen die Koalitionsparteien. Kwirikaschwili soll mehr Autorität ausstrahlen als sein nur 33 Jahre alter Vorgänger.
Als Außenminister konnte er sich noch im Vorbeigehen mit einem großen politischen Erfolg schmücken – der von Brüssel lange vorbereiteten Visafreiheit für die Georgier. An der pro-westlichen Ausrichtung der kleinen Kaukasusrepublik hat sich nichts geändert. "Es ist unmöglich, Russland zu beschwichtigen, indem man geopolitische Vereinbarungen mit Moskau trifft", warnte Kwirikaschwili noch im vergangenen Monat als Außenminister und Vizepremier. Die Krim-Annexion und der Separatistenkrieg in der Ukraine haben die anfänglichen Hoffnungen des Georgischen Traums auf eine Normalisierung mit Moskau zunichtegemacht.
Als Wirtschaftsminister war Kwirikaschwili wenig erfolgreich, gemessen an den Job-Versprechen der Koalition. Der studierte Mediziner und Ökonom ist mit Maia Tsinadse verheiratet und hat zwei Töchter und zwei Söhne. Sein offizielles Vermögen ist überschaubar: zwei Häuser und eine Miniwohnung in Tiflis. (Markus Bernath, 30.12.2015)