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Linz – Nur jeder zweite österreichische Wahlberechtigte sieht der nahen Zukunft "mit Optimismus und Zuversicht" entgegen, vor allem die Wähler der FPÖ und die politisch nicht deklarierten Befragten neigen stark zur Aussage, dass sie eher skeptisch und pessimistisch gestimmt seien.

Das geht aus der vor zwei Wochen durchgeführten Market-Umfrage für den STANDARD hervor. Market-Institutsleiter David Pfarrhofer: "Wir haben diese Frage immer wieder zum Jahreswechsel gestellt, seit den 1990er Jahren ist uns nicht mehr so viel Pessimismus entgegengeschlagen. Im Jahrzehnt 1999 bis 2010 gab es immer eine Mehrheit zwischen 66 und 77 Prozent, die optimistisch gestimmt war."

Ablehnung positiver Formulierungen

Extrem pessimistisch sind auch die Erwartungen, was das Jahr 2016 bringen wird – und das, obwohl die Aussagen, zu denen die Befragten Zustimmung oder Ablehnung äußern konnten, generell positiv formuliert waren. "Wir haben nicht gefragt: 'Fürchten Sie, dass es zu einem Terroranschlag kommen wird' oder 'Fürchten Sie, dass es mehr Kriege auf der Welt geben wird'", erklärt Pfarrhofer.

"Stattdessen haben wir ausdrücklich gefragt, ob die Steuerreform die Befragten und ihre Familie entlasten würden", erklärt der Sozialforscher.

Steuerreform nicht beliebter als im Frühjahr

Das Ergebnis ist aber kaum anders als in einer Umfrage aus dem Frühjahr: Damals – kurz vor Beschluss der Steuerreform auf Regierungsebene – wurde den Befragten als Antwortoption vorgeben, dass es für sie und ihre Familie Belastungen, Entlastungen oder keinen persönlichen Effekt geben würde. Je ein Viertel meinten damals, dass es für sie Verbesserungen beziehungsweise Verschlechterungen geben würde – rund die Hälfte der Befragten erwartete keine Änderungen.

"Ein Dreivierteljahr der Diskussion hat da wenig geändert. Jetzt sagen eben 29 Prozent, dass die Steuerreform sie und ihre Familie entlasten würde – die große Mehrheit meint, das sei nicht der Fall", erläutert Pfarrhofer. Am ehesten seien Anhänger der SPÖ, die die Vorzüge der Reform auf allen ihren Kommunikationskanälen getrommelt hat, positiv gestimmt.

40 Prozent fürchten Terror in Österreich

Auffallend stark sind die Sorgen bezüglich Terrorismus. 60 Prozent sehen ihn als kaum ein Thema für Österreich. Aber: Vier von zehn Wahlberechtigten sagen, dass es nicht gelingen werde, 2016 Terroranschläge in Österreich zu verhindern. In früheren Umfragen – vor den Attentaten von Paris – konnte Market eine stetig sinkende Sorge vor Terror feststellen.

Die Anhänger der Regierungsparteien sind übrigens deutlich zuversichtlicher als andere, dass Terroranschläge ausbleiben werden.

Mangelnde Verteilungsgerechtigkeit

Ganz weit oben auf der Liste der Sorgen – beziehungsweise weit unten auf der Grafik, die das jeweilige Thema positiv interpretiert – ist die Umverteilungsfrage. Der STANDARD ließ die Aussage testen "die Kluft zwischen Reichen und Armen wird kleiner werden". Dem konnten nur sechs Prozent zustimmen – 94 Prozent gehen davon aus, dass das im Jahr 2016 nicht eintreten wird.

In früheren Umfragen hatte Market mit anderer Fragestellung ein ganz ähnliches Ergebnis bekommen: Vor zwei Jahren machten sich 44 Prozent sehr große Sorgen und 44 Prozent etwas Sorgen, dass die Kluft zwischen Arm und Reich weiter auseinandergehen werde.

Wenig Vertrauen in Wirtschaft und Gewerkschaft

Das geht einher mit großem Wirtschaftspessimismus: Nur 35 Prozent rechnen, dass es im eben begonnenen Jahr wirtschaftlich aufwärts gehen werde. Männer und höher gebildete Befragte sind eher positiv gestimmt – auch hier sind es wieder die FPÖ-Anhänger und die politisch nicht gebundenen Befragten, die besonderen Pessimismus äußern.

Nur 14 Prozent meinen, dass es den Gewerkschaften im heurigen Jahr gelingen werde, höhere Lohn- und Gehaltsabschlüsse als bisher durchzusetzen. (Conrad Seidl, 2.1.2016)