Eine Aufnahme der Fiery-Cross-Insel der CSIS Asia Maritime Transparency Initiative. Der neue Flugplatz liegt in umstrittenem Gebiet im Südchinesischen Meer.

Foto: CSIS Asia Maritime Transparency

Der neue Flugplatz sei "einfach toll, die Landebahn ist exzellent": Das sagte Chefpilot Hu Yueqi der Nachrichtenagentur Xinhua. Er hatte mit seinem Airbus 319 eine besondere Premiere hinter sich gebracht: Hu brauchte knapp zwei Stunden, um von Hainans Provinzhauptstadt Haikou zur 1.400 Kilometer entfernten Insel "Yongshu-Jiao" (Fiery Cross Island) zu fliegen und dort zu landen. Die Insel liegt tief im territorial umstrittenen Südchinesischen Meer der Spratly-Inselgruppe, die China die Nansha-Inselgruppe nennt. Hu setzte am Mittwoch um 10.21 Uhr mit seinem Airbus sicher auf der 3.000 Meter langen Landebahn auf und flog wieder zurück. Kurz nach ihm landete eine chinesische Boeing 737. Es war die dritte chinesische Testlandung innerhalb einer Woche. Zweimal wurden dabei große Passagiermaschinen eingesetzt.

Xinhua feierte den noch namenlosen Airport als "unseren südlichsten Flughafen". Der stellvertretende Leiter der Luftfahrtbehörde, Yang Honghai, sagte, dass er alle Anforderungen der zivilen Luftfahrt für den Betrieb mit großen und mittelgroßen Maschinen erfülle. Der Flugplatz soll künftig "Drehscheibe des Luftverkehrs im Nansha-Inselgebiet werden und auch zur Versorgung und für Notfälle dienen". China verfolge friedliche Ziele. Chefpilot Hu sagte: "Die meisten Flüge Südostasiens kommen hier durch. Wir haben nun einen Unterstützungsflughafen für sie errichtet."

Furcht vor Chinas Militarisierung

Vor einem Jahr gab es die Start- und Landebahn noch nicht. Für sie mussten Teile des großen Riffs von chinesischen Baggerkolonnen befestigt und planiert werden. Die Nachricht, wie schnell China seit knapp zwei Jahren sieben Kleinstinseln und Korallenriffe künstlich aufgebaut hat und nun eine nach der anderen infrastrukturell zu Stützpunkten ausbauen lässt, löste wütende Proteste vor allem in Vietnam und auf den Philippinen aus. Sie machten nicht nur ihre Besitzrechte auf die Spratlys geltend. Sie befürchten auch, dass China eine schrittweise Militarisierung der Inseln vorbereitet.

Vietnam schickte seine von Russland gekauften U-Boote demonstrativ auf Patrouillenfahrt und sucht seit längerem ein engeres Verhältnis zum einstigen Erzfeind USA. Der philippinische Außenminister Albert del Rosario warnte beim Besuch seines britischen Kollegen Philip Hammond laut Medienberichten vom Freitag, dass China künftig eine eigene Luftverteidigungszone (ADIZ) über dem Südchinesischen Meer ausrufen könnte – entsprechend dem Muster seiner einst proklamierten ADIZ-Zone über dem Ostchinesischen Meer.

Nadelöhr der Schifffahrt

Auch die USA und Japan kritisieren Chinas Strategie der ständigen kleinen Schritte. Zuerst untermauere es seine Präsenz mit der Errichtung künstlicher Inseln. Dann baue es sie aus und beanspruche den Schutz des Zwölf-Meilen-Hoheitsgebiets. So verändere es den Status quo zu seinen Gunsten. Die Hälfte der weltweiten Handelsschifffahrt, ein Großteil der Ölversorgung oder jährlich mehr als 100.000 Frachter, Tanker und Containerschiffe fahren durch das Südchinesische Meer. Es birgt noch unerschöpfte Fischgründe und vermutlich riesige Öl- und Gasvorräte unter dem Meeresboden.

"Große Mauer aus Sand"

Es geht um direkte und indirekte Kontrolle: Anfang 2015 hatte der Kommandeur der US-Pazifikflotte, Harry Harris, von einer "Großen Mauer aus Sand" gesprochen, die China "mit Bulldozern und Baggern" tief im Südchinesischen Meer bauen lasse, genau dort, "wo die US-Marine verkehrt". Das Militärfachblatt "Jane's" hatte bereits im November 2014 nach Auswertung von Satellitenaufnahmen Chinas damals noch geheimgehaltenes Vorhaben enthüllt. Weitere Fotos bestätigten eine geplante großangelegte Landgewinnung in den umstrittenen Gebieten. China bekannte sich schließlich dazu und sprach von seinem souveränen Recht und einem "unbestreitbaren Besitzanspruch" auf die "Nansha-Inseln". Es könne dort bauen und tun, was es wolle.

Historische Gebietsansprüche

Dabei stützt sich die Regierung neben ihren angeblich historischen Ansprüchen vor allem auf international nicht anerkannte Seegrenzkarten wie die 1947 von der alten Nationalregierung gezeichnete Neun-Striche-Linie. Sie umgrenzt fast 90 Prozent des gesamten Südchinesischen Meeres mit seinen mehr als drei Millionen Quadratkilometern. China führt, wenn auch nicht so heftig wie mit den Philippinen und Vietnam, den Territorialstreit auch mit Brunei, Malaysia, Indonesien und Taiwan. Es lehnt jede Vermittlung durch die Vereinten Nationen oder die internationalen Seegerichte ab. China besteht auf bilateralen Lösungen mit den jeweils betroffenen Anrainern, die ebenfalls dutzende Inseln besetzt haben.

Chinesische Medien veröffentlichten seit der Landung der Flugzeuge auf der Yongshu-Insel dutzende Kommentare und Berichte. Demnach will Peking mit dem Ausbau der Inseln mit Flughäfen, Leuchttürmen, Krankenhäusern, Wetterbeobachtungsstellen und Forschungseinrichtungen nur seinen Nachbarn und der internationalen Schifffahrt helfen. Diese "große Unternehmung verdient den Applaus und das Lob der Welt", aber keine Proteste, kommentierte Xinhua. Die Nachrichtenagentur warnte indirekt die Kritiker: "China setzt weiter auf Dialog. Es hat lange Zurückhaltung geübt, statt sich mit Gewalt sein von anderen Staaten illegal besetztes Eigentum zurückzuholen." (Johnny Erling, 8.1.2016)