Der ehemalige Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle mischt bei der Gesamtschulregion für Tirol mit.

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Innsbruck – Die Tiroler Landesregierung geht einen weiteren Schritt in Richtung Gesamtschule. Eine Steuerungsgruppe soll eine Modellregion für die Zehn- bis 14-Jährigen vorbereiten. Mitglieder sind die zuständige Bildungslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP), der ÖVP-Abgeordnete und ehemalige Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle, der grüne Landtagsklubchef Gebi Mair und die grüne Nationalratsabgeordnete und Wissenschaftssprecherin Sigrid Maurer.

Laut der "Tiroler Tageszeitung" bilden Mitglieder des Landesschulrats und der Bildungsabteilung des Landes sowie Bildungsexperten und Vertreter aller Schultypen weitere Arbeitsgruppen wie "Recht und Organisation" und "Pädagogik und Ressourcen". Bis Herbst sollen die Arbeitsgruppen demnach einen Plan für die Einführung von Modellregionen für die Gesamtschule haben. In Vorarlberg gibt es bereits einen Zeitplan, dort soll – so wünschen es sich alle Landtagsparteien – bis 2025 die Gesamtschule eingeführt werden.

Modellregion Zillertal

Schon jetzt wird die Gesamtschule im Zillertal getestet. Dort gibt es kein Gymnasium, die Region wird wissenschaftlich begleitet, zusätzlich werden laut Palfrader eigenständiges Lernen, der Aufbau persönlicher Kompetenzen wie Selbstbewusstsein und Reflexionsfähigkeit sowie die Einbeziehung der Eltern gefördert. Tirol würde den Modellversuch gerne ausbauen. Dazu braucht das Bundesland aber – wie Vorarlberg und auch Wien – ein entsprechendes Gesetz des Bundes.

Problem 15-Prozent-Grenze

SPÖ und ÖVP sehen in ihrem Entwurf für eine Bildungsreform zwar Modellregionen für die Gesamtschule vor. Es soll aber eine Einschränkung geben: Nur 15 Prozent aller Schulstandorte der jeweiligen Schulart beziehungsweise aller Schülerinnen und Schüler dürfen sich beteiligen. Das würde etwa bedeuten, dass Innsbruck keine Modellregion werden kann, was den Tirolern ein Dorn im Auge ist.

Mit der neuen Steuerungsgruppe baut Tirol auch Druck auf die Verhandler der Bildungsreform auf. Der grüne Bildungssprecher Harald Walser sieht in der Initiative eine "tolle Unterstützung", wie er zum STANDARD sagt. Die Regierungsparteien brauchen für den Beschluss der Bildungsreform die Stimmen der Grünen oder der FPÖ. Die Grünen wollen nur dann zustimmen, wenn die 15-Prozent-Grenze nicht in allen Bundesländern gilt, sagt Walser. Als Ziel strebt er an, dass es für Vorarlberg, Tirol und Wien Erleichterungen gibt.

Auch von den Wiener Grünen kam am Freitag im Ö1-"Morgenjournal" ein Vorschlag für breit angelegte Modellregionen – zum Beispiel in den beiden großen Bezirken jenseits der Donau, in Floridsdorf und in der Donaustadt. (koli, 15.1.2016)