Eine Universität für Superhelden – ja, es gibt sie. Im Silicon Valley erhält man nach sieben Wochen Pitching, Meetings mit Milliardären und einer Woche in der Wildnis ein Cape statt eines regulären Zeugnisses.

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Der Gründer der Uni, Tim Draper (Mitte), performt den "Superhelden-Eid" im US-TV.

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Natürlich sind es große Worte, mit denen die Draper University of Superheroes potenzielle Studierende anwerben will: "Wir haben diese Uni gegründet, weil die Welt mehr Helden braucht." Das Motto ist freilich "Change the world". Abschluss erlangt man nach dem siebenwöchigen Kurs keinen, denn die Draper Uni ist nicht als Hochschule akkreditiert. Stattdessen werden ein Zertifikat und – natürlich – ein Superhelden-Umhang verliehen.

Für viele Leute mag all dies absurd klingen, aber ohne Pathos geht im Silicon Valley nichts. Der Gründer der Uni, Multimillionär und Investor Tim Draper, weiß das. Gemeinsam mit den neuen Studierenden spricht er den "Helden-Eid": "Ich werde die Freiheit um jeden Preis fördern. Meine Marke, mein Netzwerk und meine Reputation sind mein Fallschirm. Ich werde scheitern und scheitern, bis ich Erfolg habe ..."

Guter Rat ist teuer

Heldentum heißt im Draper'schen Universum vor allem eines: erfolgreich Gründen, viel Kapital einsammeln. Da klingt das Versprechen, an der Draper University das Rüstzeug dafür zu bekommen, natürlich verlockend. Die Studierenden wollen alle "the next big thing" werden und erhoffen sich vom siebenwöchigen Kurs wichtige Tipps, aber vor allem Kontakte, wie man aus Erfahrungsberichten und Interviews lesen kann. Dafür müssen die Superhelden-Studierenden auch einiges zahlen: 9500 Dollar – umgerechnet 8720 Euro – kostet die Teilnahme. In Frage kommen nur Personen zwischen 18 und 28.

Ab in die Wildnis

Die meiste Zeit geht in den sieben Wochen für Vorträge von Unternehmern drauf. Prominente Gäste erzählen von ihren Erfahrungen. Die anderen Lerneinheiten werden zu Themen wie "Recht und Justiz", Geschwindigkeit und Stärke" oder "Vision und Zukunft" abgehalten, jede Woche hat ein anderes Thema. Außerdem mit im Programm ist die Survival-Week, wo die Studierenden in einem abgelegenen Grundstück von Draper lernen sollen in der Wildnis zu überleben. Ganz wichtig sind auch die Pitching-Kurse und Selbstvermarktung im Allgemeinen.

Ein Spielplatz für Reiche?

Medienberichte fallen bislang recht kritisch aus – ob die Uni mehr als ein Spielplatz für Reiche ist wagen viele zu bezweifeln. Auch unter ehemaligen Studierenden sind die Rückmeldungen nicht gerade positiv. Alton Sun hat seine Enttäuschung in einem Onlineforum geschildert, nachdem er mehrere Male versuchte Draper oder sein Team direkt zu kontaktieren. Er richte sich mit diesen Worten nicht gegen sie, aber vor allem an junge Menschen, die mit dem Gedanken spielen, sich zu bewerben.

Kritik von Absolventen

Es habe viel zu wenig Zeit dafür gegeben, an den eigenen Ideen zu arbeiten. "Die vorgegebenen Zeitpläne standen uns total im Weg." Die Themen-Wochen seien eine nette Idee, aber die millionenschweren Gäste hätten meist über total andere Sachen gesprochen. "Ich weiß von zumindest drei anderen Studierenden, die versuchten mit gut gemeinter Kritik das Programm zu verbessern. Wir wurden nur ignoriert und hatten allgemein das Gefühl in einem sehr autoritären Umfeld zu sein", schreibt Sun. Bei den meisten Ideen der Studierenden sei es nicht darum gegangen, die Welt zu verändern, Mitstudierende zeigten nur wenig Engagement, außer es ging um Austausch mit berühmten Entrepreneuren. "Oder glauben Sie, dass man mit Uber für Nagelstudios die Welt verändern kann?", fragt Sun.

Von der Draper Uni hört man selbstverständlich Anderes: mehr als 200 Start-ups die 22 Millionen Dollar an Investitionen einholten, bekannte Namen sind allerdings keine dabei. Zumindest Draper hat Erfolg: der Milliardär vergrößerte sein Bildungsprogramm vor wenigen Monaten und die Bewerbungen übersteigen die angebotenen Plätze zu jedem Kursstart von Neuem. Seine Idee hat Draper außerdem ans Fernsehen verkauft. Die auf dem Sender ABC laufende und von Draper produzierte Serie "Startup U" begleitet einige Studierende während der sieben Kurswochen. (lhag, 15.1.2016)