Auch wenn noch keine Preise für die BMW G 310 R feststehen, dürfen wir davon ausgehen, dass diese Lackierung ein bisserl was extra kostet.

Foto: BMW

Die BMW kommt vorne mit einer Bremsscheibe aus – wie die Konkurrenten auch. ABS ist serienmäßig verbaut.

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Die Konkurrenten lachen da schon ein wenig hinter der vorgehaltenen Hand, wenn es um die BMW-Motorradkunden geht. Weil diese meist nicht nur die Pubertät, sondern auch schon die ersten Anzeichen der Midlife-Crisis hinter sich haben. Auf der anderen Seite muss man halt auch sagen, dass eine halbwegs g'schminkte 12er Adventure-GS alleine mehr kostet als eine Einstiegsmaschin und ein Führerscheinneulingsauto gemeinsam. Mit 20 Jahren hat man die Marie für ein schönes neues Propellerlogo meist noch nicht beieinander.

Indische Reize

Das könnte sich jetzt ändern. Denn BMW gibt es demnächst eine Nummer kleiner und tritt wieder einmal in die Fußstapfen von KTM. Wieder einmal deshalb, weil das Offroad-Engagement vor wenigen Jahren sicher auch auf den Eisenhersteller aus Oberösterreich abzielte. Wir erinnern uns: BMW kaufte Husqvarna und baute sogar selbst Hard-Enduros. Sehr feine Maschinen, eh. Inzwischen gehört Husqvarna aber doch KTM. Ob die Mattighofener die Huskys mit dem Geld gekauft haben, das sie mit der 390er-Duke verdient haben, ist jetzt nicht sehr wahrscheinlich, aber die Duke hat es BMW anscheinend angetan. Denn die Bayern übernehmen die Idee, eine kleine Nackerte in Indien zu bauen, und bringen heuer die BMW G 310 R auf den Markt. Auf der Vienna Autoshow feierte der Herzog von Bayern, wenn man so möchte, seine Österreich-Premiere.

Den Auspuff hätten sich wohl auch die Designer zierlicher gewünscht. Dafür schafft die G 310 R mit dem Katalysator schon jetzt die Euro 4.
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Gebaut wird der kleine Roadster in Bangalore, bei der TVS Motor Company, einem der größten Hersteller in Indien, bei dem jedes Jahr an die 2,5 Millionen Motorräder vom Band laufen. Entwickelt wurde die Maschine aber in Deutschland, bei BMW, in München und die Fertigung in Indien soll jener im BMW-Werk in Berlin um nichts nachstehen. Na klar, was sollte BMW auch sonst sagen?

PremiuMW

BMW reitet natürlich auf den eigenen Markenwerten herum und freut sich, immer wieder das Wort Premium einstreuen zu dürfen. Auch wenn es BMW in erster Linie darum gehen wird, in Asien mit zwei Rädern ordentlich Fuß zu fassen, ein g’schlampertes Motorradl zu bauen können sie sich nicht leisten. Wie schnell ein Name seinen Glanz verliert, sehen wir eh gerade im Automobil-Bereich. Denn jede Wette, dass BMW auch hierzulande viele Kunden für die G 310 R finden wird?

Die kleine BMW passt nicht nur gut in die Stadt, sondern sicher auch für entspannte Touren am Wochenende.
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Kein Wunder, das Konzept hinter dem Motorrad ist bestechend, weil einfach und emotional. Wem es weniger um Rundenzeiten, sondern viel mehr um den Genuss am Motorradfahren geht, der wird bei einem Einzylinder bestens bedient. 313 Kubikzentimeter hat jener in der BMW, er ist nach hinten geneigt und hat einen um 180 Grad gedrehten Zylinderkopf. Die 34 PS lehren einen jetzt nicht das Fürchten, und man nimmt sich, am Weg durch Mariazell, vorbei am Grünen See, oder oben am Großglockner, vielleicht eher die Zeit stehen zu bleiben und kurz inne zu halten. Die G 310 R ist sicher kein Eisen, mit dem man das Leithagebirge rauf und runter und rauf und runter und rauf und runter fährt, bis der Huberer kommt und der Arzt am Schlüsselbein schraubt.

Mit 34 PS ist die BMW sicher recht agil, einer Rennmaschine wird sie aber nicht sein.
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Diese Art, das Wochenende zu verbringen liegt den Damen eh nicht so. Und klar werden die am Anfang ganz oft auf der Maschin zu sehen sein – bevor die Männer dann doch Besitz davon ergreifen. Das liegt zum einen an der Sitzhöhe von nur 785 Millimeter, zum anderen wird die 310er watscheneinfach zu fahren sein. ABS ist serienmäßig, die schnittige Optik ebenfalls. Eine zweite Bremsscheibe vorne wäre Luxus gewesen – und hätte den Premiumanspruch unterstrichen. Gibt es aber nicht. Abstriche müssen wir auch beim Rahmen machen. Der besteht nämlich als Stahlrohren. In knochenharten Alltagseinsatz in Asien wird es wurscht sein. Aber wenn es um den Preis geht, dann machen Rahmen und Bremsen schon g‘scheit was aus. Und BMW muss sparen, wenn das Radl in Asien der Renner werden will.

Österreichstart im Sommer

Wieviel das Motorrad bei uns kosten wird, wissen wir noch nicht. Nur zur Orientierung: Die KTM 390 Duke kostet 5.448 Euro, hat aber 10 PS mehr, ist rund 10 Kilogramm leichter und hat eine dickere USD-Gabel. Aber so passt es ja auch zum unterschiedlichen Image der Marken: draufgängerisch die KTM, gesetzter und feiner die BMW. Zumindest dann, wenn BMW den versprochenen Premiumanspruch wirklich in die Klasse der Nakeds mit weniger als 500 Kubikzentimeter bringt. Das sehen wir dann spätestens im Sommer, wenn die G 310 R in Österreich startet. (Guido Gluschitsch, 18.1.2016)

Nachlese:

Kawasaki Z300: Die Jawerbistdenndu