Diese Wohnboxen in Holzriegelbauweise mit jeweils acht kleinen Wohnungen sollen noch heuer in 100 niederösterreichischen Gemeinden errichtet werden. Neben einem Parkplatz ...

Visualisierung: Land NÖ

... soll jede Wohnung auch ein Hochbeet bekommen.

Visualisierung: Land NÖ

In Oberösterreich hat man schon im Vorjahr angesichts stark steigender Kosten im geförderten Wohnbau die Bremse gezogen: Wohnbaulandesrat Manfred Haimbuchner (FPÖ) führte per 1. Jänner 2015 den sogenannten "Standardausstattungskatalog" ein, der für Bauträger, die gefördert bauen, für verbindlich erklärt wurde und den Gestaltungsspielraum von Planern eng begrenzte.

Angesichts des prognostizierten starken Bevölkerungswachstums – Stichwort Flüchtlinge – machen es nun immer mehr Bundesländer den Oberösterreichern nach. Das Land Tirol kündigte in der vorvergangenen Woche an, in den kommenden zwei bis drei Jahren 500 bis 700 besonders günstige Wohnungen auf den Markt bringen zu wollen. Die monatliche Miete je Quadratmeter soll nur fünf Euro brutto betragen, sagte Wohnbaulandesrat Johannes Tratter (ÖVP). Gespart werden soll auch hier bei der Ausstattung, aber auch bei den Grundstücken: Man sucht nun Baugründe, die von Gemeinden, der Kirche, aber auch von Privaten zunächst für 50 Jahre im Baurecht vergeben werden (siehe Artikel).

Miete von 4,20 Euro je Quadratmeter

Kürzlich gaben auch Vorarlberg und Niederösterreich bekannt, jeweils eine "Billigschiene" im geförderten Wohnbau zu starten. Unter dem Titel "Wohn.Chance.NÖ" will Niederösterreichs Wohnbaulandesrat Wolfgang Sobotka (ÖVP) noch heuer um 50 Millionen Euro 100 Wohnhäuser mit jeweils acht Wohneinheiten mit je 60 Quadratmeter errichten lassen, insgesamt also 800 Wohnungen.

Niederösterreich wachse jedes Jahr um rund 7.000 Einwohner, umriss Sobotka am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in St. Pölten die Beweggründe für die Aktion. Zielgruppe für die 800 Wohnungen, die zu einer besonders günstigen monatlichen Bruttomiete von 4,20 Euro je Quadratmeter vergeben werden sollen, sind neben jungen Menschen insbesondere auch Asylberechtigte.

Die Wohnhäuser sollen von Genossenschaften nach fixen Plänen errichtet werden. In jeder dieser Wohnungen würden vier Personen Platz finden, so Sobotka, das Gesamtvorhaben könne also bis zu 3.200 Personen wohnversorgen. Zu jeder Wohneinheit gehört unter anderem eine Küche, ein Abstellraum, ein Pkw-Abstellplatz und ein eigenes Hochbeet im Garten.

Gemeinden gesucht

Die geplanten Gebäude sollen in Holzriegelkonstruktion ohne Keller auf Baurechtsgrund von Gemeinden realisiert werden. Wegen der damit auf nur wenige Wochen verringerten Bauzeit werden die Wohnungen noch im heurigen Spätsommer bezugsfertig sein, sagte Sobotkas Sprecher Günther Haslauer.

Erste Zusagen von Kommunen gebe es auch bereits, im März will man die komplette Liste veröffentlichen, in welchen Gemeinden die Gebäude errichtet werden. Jede Gemeinde Niederösterreichs könne sich bewerben, man fokussiere nicht auf Ballungsräume oder deren Umlandgemeinden, so Haslauer zum STANDARD. "Schließlich wird jedem einzelnen niederösterreichischen Bezirk Bevölkerungswachstum vorausgesagt."

Für die Holzriegelkonstruktionen bedürfe es keiner Einzelgenehmigung, "die Wohnhäuser werden auf einer Betonplatte errichtet und entsprechen den Kriterien der niederösterreichischen Bauordnung", so Sobotka. Der Kautionsbetrag pro Wohnung liege bei 2.000 Euro.

"Leistbares Wohnen" auch in Vorarlberg

Erst am Dienstag gab auch Vorarlberg bekannt, innerhalb des geförderten Wohnbaus eine "Sparschiene" einzuführen. Sechs Millionen Euro werden für ein Sonderwohnbauprogramm bereitgestellt, mit dem pro Jahr 150 Wohnungen in Kleinwohnanlagen geschaffen werden sollen. Die Grundstücke sollen von Gemeinden, der Diözese, Pfarren oder auch Privaten über den Weg des Baurechts für 50 Jahre bereitgestellt werden.

Geplant sind dreigeschoßige Häuser mit jeweils 10 bis 15 Wohnungen, sagten Landeshauptmann Markus Wallner und Landesstatthalter und Wohnbaulandesrat Karlheinz Rüdisser (beide ÖVP). Die Herstellungskosten sollen 2.000 Euro pro Quadratmeter nicht übersteigen. Gewährleisten soll dies eine Holzmodulbauweise sowie der Verzicht auf Kellergeschoße bzw. Tiefgaragen. Auch Lift soll es in diesen Häusern keinen geben, womit nur die Erdgeschoße barrierefrei sein werden.

Die monatliche Bruttomiete soll 7,90 Euro je Quadratmeter nicht übersteigen. Bei den vorgesehenen maximalen 65 m² Wohnfläche soll die Monatsmiete also etwas mehr als 500 Euro betragen.

Weitere Länder könnten folgen

Karl Wurm, Obmann der gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV) begrüßt diese "Sparschienen" ausdrücklich und nennt sie angesichts überbordender Qualitätsstandards im Wohnbau einerseits sowie dem prognostizierten starken Bevölkerungswachstum andererseits als logischen Schritt. Er erwartet, dass noch weitere Länder den Beispielen folgen.

Wenn sich die Länder dabei stärker koordinieren würden, wäre es für die Gemeinnützigen natürlich einfacher, den Überblick zu behalten – ganz gravierende Unterschiede bei den Billig-Modellen sieht Wurm aber bisher nicht, im Kern seien sie deckungsgleich. "Bestimmte Dinge kristallisieren sich einfach heraus, weil sie wesentlich für das billige Bauen sind."

Eine Billig-Wohnschiene nur für Flüchtlinge erwartet der GBV-Obmann übrigens auch nicht – und hielte es auch nicht für gut, zwischen Flüchtlingen und einkommensschwachen Österreichern zu differenzieren. Als Partner für solche Initiativen stünden die GBV-Mitglieder jedenfalls zur Verfügung. (Martin Putschögl, 20.1.2016)