Jedes Mitglied hat eine Profilseite.

talentify.me

Auf einer Karte können die Mitglieder nach passenden Anbietern von Nachhilfe suchen.

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Seit Oktober bietet talentify.me auch eine App.

Foto: talentify.me

Wien – Wenn in zwei Wochen in Wien die Semesterferien beginnen, wird Sarah Dräxler zufrieden mit ihrer Deutschnote in der Schulnachricht sein. Sie steht auf einem Dreier, ihren Vierer konnte sich die 15-Jährige ausbessern. Zu verdanken hat sie das auch der Nachhilfe mit Daniel Riel. Mit ihm hat sie Präpositionen geübt. Ihre Aufsätze werden besser, "weil er so eine schöne Sprache hat", sagt Sarah.

Auch Daniel ist noch Schüler. Der 16-Jährige tut sich in der Schule leicht und gibt deshalb Nachhilfe. Beide besuchen die Handelsakademie der Vienna Business School in der Schörnborngasse und haben sich via Internet gefunden. Die Plattform talentify.me bietet einen kostenlosen Service für Schüler, die Nachhilfe suchen und solche, die sie geben wollen. Jeder Schüler kann auf einer Karte nach Angeboten in seiner Umgebung suchen. Die Seite ist ein soziales Netzwerk für Nachhilfe unter Schülern.

2.000 Mitglieder

Bernhard und Doris Hofer haben im Oktober 2014 das Sozialunternehmen "Talent 2 Talent" gegründet, talentify.me ist ein Non-Profit-Projekt des Unternehmens. Es wird mit Förderungen für Start-up-Unternehmen und von der Katharina-Turnauer-Privatstiftung finanziert. Seit Oktober 2015 ist die Nachhilfeplattform und die App für Schüler in ganz Österreich freigeschaltet. 2.000 Mitglieder sind laut Hofer bereits registriert, 500 bieten Lernhilfe an.

Die Idee hinter dem Projekt war unter anderem, eine leistbare Nachhilfe bieten zu können, sagt Hofer. Eine Nachhilfestunde darf auf talentify.me nicht mehr als zehn Euro kosten. "Bildung wird in Österreich vererbt und die teure Nachhilfe vertieft das", sagt er. Laut einer Studie der Arbeiterkammer Wien haben Eltern pro Kind 2015 durchschnittlich 660 Euro für Nachhilfe ausgegeben. Rund ein Drittel der Eltern gibt an, dass ihr Kind derzeit Nachhilfe erhält, aber nur fünf Prozent bekommen sie von ihren Mitschülern. "Da ist enormes Potenzial drin", meint der Gründer.

Von Schüler zu Schüler

Sarahs Eltern haben ihrem Nachhilfelehrer in Mathematik 30 Euro pro Stunde gezahlt. "Und dann musste ich immer noch zu Hause lernen, weil ich es nicht verstanden habe", erzählt sie. Daniel bekommt zwischen acht und zehn Euro pro Stunde. "Wenn wir einmal länger brauchen, verlangt er nichts dafür." Sarah findet die Nachhilfe mit einem Schüler besser als mit einem Lehrer. "Andere Schüler verstehen den Druck, unter dem ich stehe, und können besser erklären. Bei Erwachsenen komme ich oft nicht mit", sagt sie.

Auf talentify.me bietet Daniel auch kostenlose Nachhilfe an. Er kann sich an seiner Schule die Stunden für sein Leistungsportfolio für soziale Kompetenzen anrechnen lassen. Hofer sieht in seinem Projekt auch eine Art der Begabungsförderung. Daniel sagt: "Ich kann beim Erklären viel mitnehmen und der Nachhilfeunterricht macht Spaß." Sarah und Daniel gehen in dieselbe Schule, warum ist also eine Onlineplattform notwendig? "Es ist viel leichter, eine Nachricht über talentify.me zu schicken, als anzurufen", sagt Daniel. "Es funktioniert ganz einfach, wie eine SMS oder Facebook."

Daten verschlüsselt

Das Unternehmen verspricht, die Daten der Schüler so sicher wie möglich zu verschlüsseln und sie auch nicht zu verkaufen oder weiterzugeben. Jedes Mitglied muss zudem freigeschaltet werden, um Nachhilfe anbieten oder nehmen zu können. Dafür müssen die Schüler entweder ihren Schülerausweis einscannen oder einen Registrierungscode eingeben, den sie von der Schule bekommen.

Auch eine Art von Qualitätskontrolle hat die Plattform eingebaut. Die Nachhilfeschüler bestätigen, dass sie sich mit den Nachhilfeanbietern getroffen haben und können auch eine Bewertung abgeben – in Form von Sternen auf einer Skala von eins bis fünf. Ab fünf Bewertungen werden die Sterne auf dem Profil des Schülers angezeigt. Für jede Nachhilfestunde bekommen die Unterrichtenden zudem Bonuspunkte. Je günstiger die Stunde, umso mehr Bonuspunkte können erreicht werden. Diese Punkte können die Schüler später für Workshops der "Talentify Academy" einlösen. Künftig soll es auch Gutscheine für Lehrmaterialien und Kino geben, kündigt Hofer an. (Lisa Kogelnik, 26.1.2016)