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Eine Protestaktion der Exil-Iraner in Brüssel im Jahr 2010.

Foto: REUTERS/FRANCOIS LENOIR

Während Irans Präsident Hassan Rohani in Europa von Hauptstadt zu Hauptstadt tingelt, um die lange eingefrorenen Wirtschaftsbeziehungen mit dem Westen neu zu beleben, warten in seiner Heimat nach Angaben der Vereinten Nationen 160 Jugendliche in Todeszellen auf die Vollstreckung ihres Urteils. Mindestens 73 jugendliche Straftäter wurden in den vergangenen zehn Jahren hingerichtet.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat nun die Namen und Schicksale von 49 vom Tode verurteilten Iranern ermittelt, die zum Tatzeitpunkt noch nicht 18 Jahre alt waren. Im Durchschnitt warte jeder dieser Verurteilten sieben Jahre auf seine Hinrichtung, heißt es in dem Bericht, der am Dienstag veröffentlicht wurde.

In einigen Fällen seien bereits Hinrichtungstermine festgesetzt worden, die dann in letzter Minute verschoben wurden. Verurteilt wurden die jungen Straftäter meist wegen Mordes, Drogenschmuggels oder Vergewaltigung.

Beispiele

Eine von ihnen ist Fatima Salbehi. Sie war 16, als sie gegen ihren Willen mit einem Mann verheiratet wurde. Depressionen waren die Folge, die junge Frau hegte Suizidgedanken, beides wurde ihr 2010 per Attest bestätigt. Als sie 17 war, tötete sie ihren Ehemann, wurde zum Tode verurteilt und im Oktober 2015 im Alter von 23 Jahren hingerichtet.

Der Schafhirt Samad Zahabi, dessen Fall ebenfalls im Amnesty-Bericht angeführt ist, war 17, als er nach einem Streit einen Kollegen erschoss. Ein Gericht in der Provinz Kermanshah verurteilte ihn im März 2013 zum Tode, obwohl er stets beteuert hatte, in Notwehr gehandelt zu haben. Die möglicherweise lebensrettende Information, dass er gegen das Urteil Berufung einlegen kann, wurde ihm laut dem Bericht vorenthalten. Im Oktober vergangenen Jahres wurde er hingerichtet.

Patzelt: Hinrichtungen verstoßen gegen absolutes Verbot

"Der Iran ist eines der wenigen Länder, die weiterhin jugendliche Straftäter hinrichten, obwohl das gegen das absolute Verbot verstößt, jemanden hinzurichten, der zum Zeitpunkt der Tat jünger als 18 Jahre war", sagt Heinz Patzelt von der österreichischen Amnesty-Filiale. Der Iran hat 1990 die UN-Kinderrechtskonvention unterschrieben, die Hinrichtungen von Menschen unter 18 Jahren verbietet.

"Jugendliche werden ihres Lebens beraubt und oft in unfairen Verfahren zum Tod verurteilt, beispielsweise aufgrund von unter Folter erzwungenen Geständnissen", sagt Patzelt. Die Staats- und Regierungschefs, mit denen Rohani nun Wirtschaftsbelange diskutiert, müssten den Iran auf die Missstände hinweisen und dazu drängen, alle Todesurteile gegen Minderjährige in geringere Strafen umzuwandeln, fordert Amnesty. Gemeinsam mit China und Saudi-Arabien gehört der Iran zu den Ländern mit den meisten Hinrichtungen weltweit. (red, 26.1.2016)