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Foto: EPA / Bend Thissen

Pro
von Andrea Schurian

Jetzt einmal alle Karten ehrlich auf den Tisch: Für Frauen meiner fortgestrittenen Altersklasse ist der Doppelsessellift die geradezu ideale Flirt-Unterlage. Denn abgesehen von venezianischen Masken verschleiert nichts die mehr oder weniger gefältelte Lebenserfahrung im Gesicht so gut wie Helm, Skibrille und Mundschutz.

Anders als bei Faschingsfesten verläuft die Anbandelei am Lift im Schutze der Ganzkörperverkleidung allerdings kurz und weitgehend kühl (in jeder Hinsicht): Welche Hanglage bevorzugen Sie? Auf welchen Pisten swingen Sie am liebsten? Sind Sie das erste Mal gekommen?

Am Gipfelpunkt angelangt, schmilzt die schöne Täuschung dann eh wieder presto dahin: wenn nämlich das eine Schneemännchen pfeilschnell runterwedelt wie eine junge Gottheit und das andere vorsichtig parallelschwingt wie, na ja. So eben.

Mitunter entpuppt sich der bis zur Unkenntlichkeit verpackte Nebensitzer im mausgrauen Anorak als der eigene Lebenspartner. (Nicht nur) bei Winterlicht besehen ist das sowieso immer die ideale Flirtbesetzung. Echt jetzt.

Kontra
von Eric Frey

Einige Jahre lang – es war die Zeit, als meine Kinder schon einen eigenen Willen, aber noch kein Hirn hatten – musste ich regelmäßig die Teletubbies erleiden. Die Minuten, in denen ich zuschauen musste, wie diese unförmigen Wesen durch eine öde Landschaft watschelten und komische Laute von sich gaben, wurden zu Stunden.

Ich verbrachte die Zeit damit, mir das Liebesleben von Tinky-Winky, Dipsy, Laa-Laa und Po auszumalen. Ob Tinky-Winky schwul sei, wie der fundamentalistische TV-Prediger Jerry Falwell behauptete, war mir egal. Ich überlegte mir eher, was sie zueinander sagen könnten, damit es endlich knistert. Aber so oft ich es versuchte, es fiel mir nichts ein.

So ähnlich fühle ich mich auf diesen modernen Sechser- oder Achterliften, wenn ich dick eingepackt im beheizten Sessel sitze und mit der Person nebenan ins Gespräch kommen will – die sich ebenfalls hinter dicken Schichten, Skibrillen und Helm verbirgt.

Auf den Schleppliften von früher konnte man noch flirten, aber hier gibt es nur noch eine Hoffnung: ein Wiedersehen beim Après-Ski. (RONDO, 29.1.2016)