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Foto: dpa / Matthias Hiekel

Wien – Nach der Unterzeichnung des Pharma-Rahmenvertrages zwischen der Sozialversicherung und der Pharmawirtschaft zur Begrenzung der Medikamentenkosten darf auf offizielle Zahlen zur Entwicklung der Arzneimittelausgaben der Krankenkassen für 2015 gewartet werden. In der österreichischen Pharmabranche rechnet man mit um die plus fünf Prozent.

Jedes Jahr dauert es einige Wochen nach dem Jahreswechsel, bis die offiziellen Zahlen über die Entwicklung der Umsätze der öffentlichen Apotheken mit auf Kassenrezepten verschriebenen Arzneimitteln vorliegen. Wie die APA aus Kreisen der Pharmaindustrie erfuhr, dürfte das Plus für 2015 wohl bei etwas mehr als fünf Prozent liegen.

Stagnation der Kosten

In den vergangenen Jahren hatten die österreichischen Krankenkassen fast eine Stagnation bei den Arzneimittelkosten erlebt. Von einer Steigerung im Jahr 2003 um 6,8 Prozent fiel die Rate bis 2005 auf 1,6 Prozent. Dann gab es wieder einen Anstieg (2007: plus 8,3 Prozent). Von 2010 bis 2013 wurden mit einem Pendeln zwischen plus 0,9 und plus 2,6 ausgesprochen niedrige Werte registriert, die zum Teil unter der Inflationsrate lagen.

Das änderte sich Anfang 2015. Der Hauptverband registrierte laut seinem damaligen Chef Peter McDonald im ersten Quartal eine Steigerung bei den Arzneimittelausgaben von zehn Prozent, im ersten Halbjahr eine von 8,5 Prozent. Der Vizepräsident der Österreichischen Apothekerkammer, Christian Müller-Uri, nannte damals für die ersten fünf Monate 2015 eine Kassenumsatzsteigerung von etwa zehn Prozent. Geringer setzte man beim Verband der pharmazeutischen Industrie (Pharmig) die Steigerungsrate an. Verbands-Generalsekretär Jan Oliver Huber sagte im Sommer vergangenen Jahres: "Es dürften im ersten Halbjahr eher plus 7,5 Prozent sein. Ich glaube, dass wir Ende des Jahres zwischen sechs und sieben Prozent haben werden."

Neue patentgeschützte Arzneien

Zu einem Großteil gingen die Ausgabensteigerungen der Krankenkassen für Medikamente auf neue patentgeschützte Arzneimittel zur Behandlung der chronischen Hepatitis C, weniger auf neue Onkologika, die vor allem in den Krankenhäusern verabreicht werden, zurück. Mit den neuen Hepatitis-Medikamenten kann in fast hundert Prozent der Fälle eine chronische Infektion mit dem Hepatitis C-Virus, die häufig zu Leberzirrhose und auch zu Leberkarzinomen führen kann, zur Heilung führen.

Außerdem haben diese Medikamente wesentlich weniger Nebenwirkungen als ältere – und ehemals auch nicht "billige" Kombinationstherapie unter Verwendung von Interferon. Die Heilung der chronischen Hepatitis B verhindert jedenfalls die schweren Komplikationen und Folgererkrankungen, die ebenfalls hohe Kosten verursachen.

Mit einem Plus von um die fünf Prozent bei den Ausgaben für Arzneimitteln im vergangenen Jahr würde Österreich bei einem ähnlichen Wert wie Deutschland liegen. Laut der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" gaben dort die "Gesetzlichen Krankenversicherungen" 2015 um fünf Prozent mehr als im Jahr zuvor für Arzneimittel aus.

Teure Hepatitis C-Medikamente

Während am Beginn die drei Monate dauernde Therapie der Hepatitis C mit den ersten neuen Medikamenten zwischen 80.000 und 90.000 Euro ("Listenpreis") gekostet hätte, würden zusätzlich auf den Markt gekommene derartige Präparate die Kosten für die Therapie auf "Listenpreis"-Basis bereits auf etwas unter 55.000 Euro drücken.

In den USA hat sich ein Ausschuss des Senats eineinhalb Jahre mit der Preisbildung für die ersten neuen Hepatitis C-Medikamente beschäftigt und in seinem Abschlussbericht von quasi eklatanter Gewinnmaximierung durch das Pharmaunternehmen Gilead gesprochen. Die US-Senatoren kritisierten scharf die Preisgestaltung – insbesondere, was die Kosten der Therapien für die staatlich unterstützten Programme wie Medicare und Medicaid betraf. Am Ende der Zusammenfassung des Reports heißt es unter anderem: "Welche Werkzeuge gibt es oder sollte es geben, um den Folgen hoher Arzneimittelkosten und damit zusammenhängender Versorgungsbeschränkungen speziell für Bevölkerungsschichten mit geringem Einkommen und für staatliche Hilfsprogramme (z. B. Medicaid) zu begegnen?" (APA, 2.2.2016)