Jerusalem – Die israelische Armee hat am Dienstag zwei Dutzend Gebäude eingerissen, um palästinensische Bewohner aus einem Manövergebiet im südlichen Westjordanland zu vertreiben. Dies wurde von der israelischen Militärverwaltung und von Anrainern bestätigt.

Die Soldaten seien um sieben Uhr morgens in Chirbet Jenba mit Planierraupen angerückt und hätten zwei Dutzend Bauten eingerissen, berichtete Dorfvorsteher Nidal Junis. "Zwölf Familien, insgesamt 80 Menschen, sind nun obdachlos."

Israel versucht seit vielen Jahren, die Bewohner aus diesem Gebiet in den Hügeln südlich von Hebron umzusiedeln, das in den 1970er-Jahren zu einem militärischen Sperrgebiet erklärt wurde. Israelische Bürgerrechtler hätten bereits mehrere Klagen eingereicht, weil es völkerrechtlich verboten sei, solche Sperrgebiete in besetzten Gebieten einzurichten, sagte Sarit Michaeli von der Menschenrechtsgruppe B'Tselem. Die Familien, die teilweise Naturhöhlen zu Wohnbauten erweitert haben, argumentieren, dass sie bereits dort gelebt haben, als Israel das Westjordanland 1967 eroberte und besetzte.

"Zwangsmaßnahmen gegen illegale Strukturen"

Die dem Verteidigungsministerium unterstellte israelische Zivilverwaltung für die Palästinensergebiete bestätigte in einer Pressemitteilung die "Zwangsmaßnahmen gegen illegale Strukturen und Solaranlagen, weil diese in einer Militärzone errichtet wurden". Schlichtungsgespräche seien gescheitert, weil die Bewohner auf dem Verbleib beharrten.

Der Oberste Gerichtshof Israels gab noch am Dienstag einer Eilverfügung statt und blockierte weitere Abrissmaßnahmen zunächst bis zum 9. Februar, wie Michaeli berichtete. Nach ihren Angaben sind noch zehn weitere Ortschaften mit insgesamt rund tausend Einwohnern von einer Zwangsumsiedlung in dieser Zone bedroht. (APA, 2.2.2016)