Der Kermodebär kommt nur in British Columbia in Kanada vor.

Foto: Greenpeace/Andrew Wright/www.cold-coast.com

Nicht weniger als "historisch" nennen Umweltschützer ein neues Schutzabkommen in Kanada: 85 Prozent des Great-Bear-Regenwaldes werden in Zukunft vor der Abholzung geschützt. Die übrigen 15 Prozent stehen der örtlichen Forstwirtschaft offen, unterliegen aber strengen Auflagen. Der einst stark ausgebeutete Regenwald an der kanadischen Pazifikküste erstreckt sich mehr als 3,6 Millionen Hektar bis nach Alaska und ist für seine Biodiversität bekannt.

Die Waldtäler sind zudem Heimat von Ureinwohner. Sie erhalten nun mehr Mitbestimmungsrechte in ihren Gebieten. Die Provinzregierung von British Columbia gab Anfang der Woche ihren umfangreichen Schutzplan bekannt, den nach zehnjährigen Verhandlungen auch indigene Gemeinschaften, Umweltschutzorganisationen und Forstunternehmen unterzeichneten.

Großer Erfolg für Waldschutz

Auch in Österreich protestierte Greenpeace, zum Beispiel in den 1990er-Jahren vor der kanadischen Botschaft oder gegen den österreichischen Holzimporteur Frischeis. Denn die Bäume des Regenwalds wurden jahrzehntelang zu Schnittholz-, Papier- und Chemiezellstoff verarbeitet. Es handle sich aber nicht nur um einen großen Erfolg für den internationalen Waldschutz, sagte Greenpeace-Sprecher Herwig Schuster. Das Abkommen sei auch weltweit beispielgebend für die Berücksichtigung der Rechte der indigenen Bevölkerung sowie den Kampf gegen den Klimawandel.

Bei dem Great-Bear-Regenwald handelt es sich um einen der letzten nördlichen Regenwälder der Erde. Er ist unter anderem Lebensraum für den mythenumwobenen Kermodebär, der aufgrund seiner hellen Fellfarbe umgangssprachlich auch "Geisterbär" genannt wird. Diese Unterart des nordamerikanischen Schwarzbären ist ein heiliges Symboltier für Ureinwohnern an der Westküste. Er ist weltweit einzigartig und kommt nur in dieser Region vor. Doch auch Grizzlybären, Seeadler, Pumas und Wölfe finden dort ein unberührtes Rückzugsgebiet.

Zudem ist das Gebiet Standort einiger tausendjähriger Bäume. Wolfgang Pekny, früherer Greenpeace-Kampagnendirektor, hat 1993 gemeinsam mit weiteren sieben Aktivisten mehrere Tage im kanadischen Gefängnis verbracht. Er wollte mehr als 2000 Jahre alte Bäume vor der Rodung retten. "Es ist schön zu sehen, dass sich die Mühe gelohnt hat", sagt er. (Julia Schilly, 4.2.2016)