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Apple müsse mehr in Software investieren, fordern Beobachter.

Foto: Reuters/Peter

Der renommierte Techjournalist Walter Mossberg hat in einem Blogbeitrag Apples Betriebssysteme und wichtige Apps heftig angegriffen. Er bemerke ein "ständiges Absinken der Qualität und Verlässlichkeit", betroffen seien Apps auf iOS und OS X sowie die Betriebssysteme selber. Mossberg vermutet, dass Apple seine Ressourcen für andere Bereiche aufwendet und sich weniger um die Begleitprogramme wie Mails, Photos oder iTunes schert.

Hardware sei viel besser

Wichtige Apple-Blogger wie John Gruber ("Daring Fireball") und Jim Dalyrmple ("The Loop") pflichten Mossberg bei. Apple habe eindeutig höhere Standards für Hard- als für Software, schreibt Gruber. Zwar ist klar, dass Programme durch Updates nachträglich verbessert werden könnten, dennoch sind eklatante Mängel beim Release in den vergangenen Monaten zu oft vorgekommen. Dalrymple meint etwa, dass Apple Music "auch jetzt noch keinen Stand erreicht hat, der den Versionsnamen 1.0 verdient hätte". Das iPhone wäre laut "The Loop" "nie in einem derartigen Zustand veröffentlicht worden".

iTunes und iCloud als Baustellen

Mossberg sieht vor allem Probleme mit iTunes und der iCloud. Letztere sei Apples "größte Baustelle", da die Synchronisation zwischen einzelnen Geräten nicht funktioniere und eine ganze Reihe von Bugs und Sicherheitsmängeln konstant auftreten. Apple gab Mossberg gegenüber zu Protokoll, dessen "persönliches Set-up" habe die Mängel verursacht, doch zahlreiche Nutzerreaktionen auf Mossbergs Blogbeitrag lassen anderes vermuten. Auch iTunes sei ein einziges Desaster, so Mossberg: Das Programm sei überladen und behäbig zu bedienen. Dass Apple Music in iTunes integriert worden war, verschärfe dessen Probleme noch. Die Synchronisation mit mehreren Geräten sei "eine Katastrophe".

Längere Diskussion

Mossberg plädiert dafür, iTunes auch am Desktop in einzelne Apps zu zerlegen. Als Vorbild könnte hier iOS dienen. Bereits vor einem Jahr gab es heftige Diskussionen über die Qualität von Apple-Software. Der Blogger Marco Arment, der selbst als iOS-Entwickler tätig ist, meinte, deren Qualität sei "im Sturzflug". Nachdem die Diskussionen nun seit über einem Jahr anhalten, sei klar, dass Apple entweder ein Software- oder zumindest ein Wahrnehmungsproblem habe, so Gruber auf "The Loop".

Strenge Deadlines schuld?

Dalrymple nennt drei Gründe dafür: Apple könnte nicht merken, dass einzelne Programme nur schlecht funktionierten – was er nicht hoffe. Oder Apple sei es egal, weil Nutzer die Apps sowieso verwendeten (ein noch schlimmerer Gedanke). Oder – und das ist die von Dalrymple für am wahrscheinlichsten gehaltene Variante: Apple zwinge seine Entwickler zu dramatischen Deadlines, worunter die Qualität enorm leide. (red, 4.2.2016)