Die vom Land Niederösterreich veröffentlichten Visualisierungen sorgten für gehörigen Unmut. Man verspricht klare Verbesserungen.

Visualisierung: Land NÖ

"Billigsthäuser" war noch das Höflichste, was man zu hören bekam. In diversen Foren war vom "Untergang jeglicher Baukultur in Österreich" zu lesen, und in Architektenkreisen machte sich Entsetzen breit. Das könne doch nur ein verfrühter Aprilscherz sein, schrieb Christoph Mayrhofer, Sektionsvorsitzender der Architekten in der Architektenkammer für Wien, Niederösterreich und das Burgenland, dem STANDARD.

"Günstigste Wohnform" ...

Was war passiert? Mehrere Bundesländer hatten eine "Sparschiene" im Wohnbau gestartet, um rasch günstigen Wohnraum für Zuwanderer und Geringverdiener zu schaffen (DER STANDARD berichtete). Während aber die Programme von Tirol und Vorarlberg durchaus wohlwollend aufgenommen wurden, sorgte jenes von Niederösterreich für Kopfschütteln.

Hundertmal soll dort über das ganze Bundesland verstreut, in großen wie in kleinen Gemeinden, dieselbe Holzriegelkonstruktion mit jeweils acht Wohneinheiten errichtet werden. Wohnbaulandesrat Wolfgang Sobotka selbst nannte es stolz die "günstigste Wohnform Österreichs".

... oder "Aprilscherz"?

"Billigschiene in Blau-Gelb" nennt Architektenvertreter Mayrhofer die Pläne. Es könne sich bei den Medienberichten wohl nur um eine Verwechslung handeln, die Bilder eines "leicht adaptierten Transformatorhäuschens" dürften wohl "irrtümlich in den Artikel gerutscht sein", schrieb er. Schließlich sei auch in Niederösterreich ein Baurecht einzuhalten, und die gezeigten Wohnungen würden zwar über Löcher in der Fassade, aber über keine Fenster etwa zur Sicherstellung der Mindestbelichtung verfügen "und wären schon aus diesem Grund nur als Stall oder Lagerfläche zu bewilligen".

Insofern seien die vorgesehenen Mietkosten von 4,20 Euro als "skandalös" zu betrachten, so Mayrhofer: "Für unnutzbare Schwarzbauten kann solches Entgelt nur als Wucher bezeichnet werden." Besonders die Stiege, die in den ersten publizierten Renderings (siehe Bild) direkt vor ein Fenster gesetzt wurde, empörte die Architektenschaft.

Kooperation mit TU Wien

Die breite Empörung hat nun gefruchtet: Anita Aigner, Assistenzprofessorin an der Fakultät für Architektur und Raumplanung an der TU Wien, schaltete sich ein und bat in Sobotkas Büro um einen Termin. Den bekam sie auch umgehend, und die Besprechung, die am vergangenen Mittwoch stattfand, habe sich als sehr konstruktiv erwiesen. Man habe vereinbart, das ganze Projekt fachlich zu begleiten, das niederösterreichische Wohnbauressort macht dafür zunächst 10.000 Euro locker.

Aigner bzw. ihre Kollegen Irene Ott-Reinisch und Paul Rajakovits werden nun in einem Entwerfen-Kurs am Wohnbauinstitut der TU im kommenden Sommersemester mit Studierenden an Lösungen arbeiten, die dann spätestens in einer Phase 2 der niederösterreichischen Wohnbaupläne umgesetzt werden sollen. Auch die Phase 1, die ersten hundert Häuser, sollen schon von der TU begleitet werden, und man habe die ersten Entwürfe nach der in den vergangenen Tagen eingegangenen "Flut an Feedback" bereits überarbeitet, sagt Sobotkas Sprecher Günther Haslauer. Die ominöse Stiege, die so viel Ärger verursacht hat, werde etwa verschwinden, sagt er.

Aigner wünscht sich, dass nun "nachhaltige Modelllösungen für unterschiedliche räumliche Situationen" entwickelt werden und dass auch der in Niederösterreich zweifellos vorhandene Leerstand miteinbezogen wird. Hier zeigt sich das Land NÖ gesprächsbereit (Martin Putschögl, 6.2.2016)