Das Staatsballett eröffnete den 60. Wiener Opernball.

Foto: Matthias Cremer

Wenige Stunden später waren die Stylistinnen vom Beauty-Service mit Haarnotfällen konfrontiert.

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Aber auch Make-Up-Auffrischungen mussten sein.

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Die Fischers sind auch in der Benimmfibel vertreten.

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Wien – Ein Mann mit Zylinder und runder Brille betört seine Gäste in einem kleinen Hinterzimmer der Staatsoper mit verschiedenen Parfümdüften. Die Luft beim "Beauty Service" wird mit jeder Sprühwolke dicker. Der Geruch erinnert an Duty-Free-Shops am Flughafen. "Blütenblatt mit Pistazie eingesäumt? Das ist nicht das normale Erfrischende, das ist das besonders Erfrischende", sagt der Mann, der einem Zauberer gleicht.

Daneben sitzen auf schwarzen Ledersofas ein paar gelangweilte Frauen in ihren üppigen Ballroben. Sie müssen auf einen der vier Schminktische warten. Durchschnittlich dauert eine Behandlung etwa 15 Minuten. Aber: "Wir nehmen uns so viel Zeit, wie die Damen brauchen", sagt Maria. Die rothaarige Stylistin versorgt in der 60. Opernballnacht kleine Schönheitsunfälle.

Wimpern-Unfälle

Die häufigsten Probleme betreffen das Make-Up, erzählt Maria. Meist müssen die Ballgäste nur nachgepudert und "aufgefrischt" werden. "Häufig verrutschen auch falsche Wimpern und wir reparieren das", sagt sie. Ein gröberer Notfall ist es, wenn Frauen die Haare "heruntergerutscht" sind.

"Rausgeplumpste Haarteile haben wir auch schon gerettet", sagt Maria. Die Zielgruppe des Beautysalons sind vor allem Frauen. Männer würden nur vorbei kommen, wenn sie "betrunken und dementsprechend witzig" sind, sie wollen "gepudert" werden – wer glänzt, bekommt ein Finish.

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Erfrischt verlassen die Gäste das Studio. Der "Zauberer" reicht den Frauen noch einen kleinen Goodiebag mit Wimperntusche und Lippenstift.

Neben Kosmetika konnte man am Ball auch eine dünne Benimmfibel abstauben. Die Tipps, etwa Würstel wie beim Stand nebenan mit der Hand zu essen, kosteten jedoch fünf Euro – der Erlös kommt einem Flüchtlingsprojekt zugute.

Logentratsch bei Fischers

Die Loge des scheidenden Bundespräsidenten Heinz Fischer war am Jubiläumsabend Treffpunkt der Politik. Gespräche unter vier Augen waren aber schwer möglich. Trotzdem habe Fischer mit Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) die Mindestsicherung und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) eine Russlandreise besprechen können: "Das sind ja Experten, da genügen ein paar Stichwörter", sagt Fischer zum STANDARD.

Dem Trubel kann Fischer künftig entgehen: "Ich kann nicht versprechen, dass ich nächstes Jahr wieder hier bin", sagt er: "Aber es wird sicher nicht mein letzter Opernball sein." Die Bundespräsidentenloge muss Fischer jedenfalls abgeben. Baumeister Richard Lugner, der per Video seine Präsidentschaftskandidatur angekündigt hattte, kann er sich jedenfalls nicht in dieser Loge vorstellen.

Streit mit Baumeister

Der heurige Opernball zählte sowieso nicht zu Lugners besten Nächten. Zwar gab es keine Skandale um seinen Stargast, Schauspielerin Brooke Shields, die angestrebte Gleichberechtigung mit seine Frau Cathy brachte jedoch seine Beziehung ins Wanken. Die 26-Jährige hatte einen eigenen Gast an ihrer Seite: Rapper Mr. Probz, dem sie nicht nur ihre Liebe gestand, sondern auch den ganzen Abend lang aus ihrem goldenen Prinzessinnenkleid heraus anhimmelte. Irgendwann reichte es dem Bauherrn: "Sie will lieber mit coolen Männern ausgehen, ich bin nicht cool", sagte Lugner. Und Cathy hatte genug von den verletzenden Worten ihres 57 Jahre älteren Begleiters – sie verließen den Ball getrennt.

War sie es etwa, die am Weg nach draußen am Fundbüro vorbeigekommen ist? "Das skurilste war, dass eine Frau mal ihren Mann bei uns gesucht hat", sagt die Frau hinterm Tresen – sie kümmert sich seit 28 Jahren um Verlorengegangenes am Ball.

ORF gegen FPÖ

Für einen kleinen Skandal sorgte Opernball-Moderatorin Mirjam Weichselbraun. Beim Interview mit Harald Serafin vor rund 1,5 Millionen ORF-Zuschauern fragte sie, was aus der ehemaligen ORF-Frau Ursula Stenzel geworden sei. "Wahrscheinlich nicht viel", antwortete sie sich selbst und rief damit die FPÖ auf den Plan: Generalsekretär Herbert Kickl vermutete in dem Seitenhieb ein abgekartetes und vom ORF gesteuertes "Freiheitlichen-Bashing" und will den Publikumsrat einschalten. (Oona Kroisleitner, Maria von Usslar, 5.2.2016)