Ziehen statt graben – KHM-Direktorin Sabine Haag und Kulturminister Josef Ostermayer enthüllten vor dem Weltmuseum eine Infotafel.

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Konzeptbild des Raums "Der Orient vor der Haustür".

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Wien – Es war nur ein symbolischer Spatenstich, zu dem heute auf dem Heldenplatz geladen wurde. Schließlich ist das betreffende Projekt keines auf der grünen Wiese. Aus der Sicht von Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) ist die Inszenierung freilich sinnvoll, sei doch der nun beginnende Umbau des Weltmuseums Wien (ehemaliges Völkerkundemuseum) auch der "erste Schritt zur Neugestaltung des Museumszentrums Neue Burg", wie er im Anschluss an die Enthüllung einer Projektinfotafel sagte.

In der Neuen Burg, angrenzend an das Weltmuseum, soll nach Plänen der Regierung (in der ÖVP ist man über Details und Finanzierung noch uneins) bekanntlich ein Haus der Geschichte errichtet werden, zu dessen Gunsten das Weltmuseum seine ersten, größer gedachten Umbaupläne reduzieren musste. Der Groll darüber ist zumindest bei Weltmuseum-Direktor Steven Engelsman Pragmatismus gewichen.

Nach zwölf Jahren, in denen das Museum mit seiner weltweit bedeutenden ethnografischen Sammlung nur zum Teil öffnen konnte, ist man über den Baubeginn mehr als froh. "Wir schauen jetzt lieber auf das, was wir können, als auf das, was wir nicht mehr können", so Engelsman.

16,7 Millionen Euro stellen Kultur- und Wirtschaftsministerium dafür zur Verfügung. Das Museum soll über eine Fundraisingkampagne zwei zusätzliche Millionen eintreiben. Ab 500 Euro können Patenschaften für Objekte der Sammlung übernommen werden.

Zur Fundraising-Kampagne des Museums wurde auch ein Imagefilm präsentiert.
Weltmuseum Wien

Ort gegen Xenophobie

Auch Sabine Haag, Direktorin des Kunsthistorischen Museums (KHM), dem das Weltmuseum unterstellt ist, will den Baubeginn als "Startschuss" für eine insgesamt "vitalisierte Museumslandschaft in der Neuen Burg" verstanden wissen. Die Appelle in Richtung Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP), innerparteilich auch das Okay für die anderen Projekte durchzubringen, waren unüberhörbar.

Die Architekten Ralph Appelbaum und Thomas Bernatzky gaben einen tieferen Einblick in das räumliche Konzept des neuen Weltmuseums. In die zentrale Säulenhalle, den Shop und das Museumscafé soll man demnach auch ohne Ticket gelangen können. Rund um die Säulenhalle sind 1400 Quadratmeter Sonderausstellungsfläche geplant.

Die Daueraustellung soll sich über 2500 Quadratmeter im Mezzaningeschoß erstrecken. Bei den Schauräumen folgt man einem mehr thematischen denn regionalen Konzept. Vorgestellt wurde etwa der Raum "Kulturkampf in Wien", in dem das Bestreben katholischer Missionare der 1930er-Jahre, die christliche Soziallehre völkerkundlich zu untermauern, behandelt werden soll. Im Saal "Der Orient vor der Haustür" thematisiert man die Begegnungen zwischen Wien und dem zu Monarchiezeiten unmittelbar angrenzenden Orient. Der problematischen Vergangenheit des Museums widmet man einen eigenen Raum mit dem Titel "Im Schatten des Kolonialismus".

Wiedereröffnet werden soll das Museum im Herbst 2017. Direktor Engelsman wünscht sich "einen Ort, um Xenophobie zu vertreiben." (Stefan Weiss, 8.2.2016)