Überraschend viele Leute ohne Sackerl in der Hand.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Das Vösendorfer Automeer.

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Noch halten sie Händchen.

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Wer seine Jugend in Wien oder dem Wiener Umland verbracht hat, dem waren die Ausflüge zur SCS oder in die "Shopping" ein Highlight mit Eventcharakter. Gab es doch im Grenzgebiet zwischen Stadt und Land so viele Geschäfte, von denen man daheim nur träumen konnte – und früher noch lange nicht so viele Shoppingcenter wie heute im Wiener Einzugsgebiet. Die österreichische Liebe zu Köttbullar, Daimtorte und schwere Beziehungskrisen über der Sofa-Kaufentscheidung haben wohl hier ihren Ausgang genommen.

Evolution in Shoppingschritten

Das Erwachsenwerden lässt sich vielleicht sogar anhand der Exkursionen in die SCS nacherleben. Die ersten Ausflüge in die einstmals verrauchten Gänge der SCS bestritt man noch an der Hand der Eltern. Später folgten dann wahre Konsumräusche im Freundeskreis, die eigene Anreise mit der Badner Bahn oder dem SCS-Bus trug das ihrige zum Gefühl der Freiheit und Unabhängigkeit bei. Das Taschengeld brannte einem förmlich im Geldbörsl und wartete nur darauf, für Maxi-CDs, dem knappen Teeniebudget gerechte Mode oder Fast Food ausgegeben zu werden.

Ein paar Jahre später unternahm man dann mit Schweißperlen auf der Stirn die ersten Ausflüge im eigenen Auto. Würde man die richtige Abfahrt, Ausfahrt, einen Parkplatz finden? Mit der eigenen Familie als Beifahrer schließt sich dann der Kreis eines Wiener Shoppinglebens.

Des einen Freud, des anderen Leid

Gleichzeitig gab es aber auch immer die Verweigerer und Rationalisten, deren größter Albtraum es ist, einen ganzen Nachmittag inmitten von Horden einkaufssackerltragender Menschen zu verbringen, unter künstlicher Beleuchtung, Musik-Zwangsbeschallung und dem vergleichsweise tristen Charme endloser Gänge. Vorausgesetzt, man erkämpft sich im unübersichtlichen Automeer des Parkplatzes unter lautstarken Unmutsäußerungen eine Lücke oder lässt sich im vollkommen überfüllten Bus vor die Tore des Riesenbaus karren. Doch so weit gehen die Verweigerer meistens ohnehin nicht.

Was verbinden Sie mit der SCS?

Was ist Ihre persönliche SCS-Geschichte, und wann waren Sie zum ersten Mal in der "Shopping"? Mit wem und zu welchen Gelegenheiten machen Sie sich heute auf den Weg dorthin? Wie erklären Sie sich die Sogwirkung auf die Jugend? Bevorzugen Sie ein anderes Shoppingcenter? Oder versuchen Sie, diese Erfahrung so weit wie möglich zu meiden? Und ganz wichtig: Wie absolviert man als Pärchen ohne zu streiten den Möbelkauf? (aan, 10.2.2016)