Der Anfang vom Ende der Amtszeit von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz: Wahlkampf ist eröffnet.

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Thomas Zach, Sprecher der bürgerlichen Stiftungsräte des ORF.

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Wien – Noch sechs Monate bis zur Wahl des nächsten ORF-Generals, fast zehn Monate bis zum Dienstantritt. Noch Zeit für die amtierende Führung zu arbeiten, findet der Sprecher der bürgerlichen Stiftungsräte des ORF, Thomas Zach im Gespräch mit dem STANDARD.

ORF-General Alexander Wrabetz habe den Wahlkampf ohne Not schon im Dezember mit seiner Ankündigung begonnen, er trete noch einmal an, sagt Zach: "Wenn der General frühzeitig in die Schlacht reitet, ist klar, dass er mit dem goldenen Federbusch die Aufmerksamkeit auf sich zieht." Wer in die Schlacht reite, dürfe sich keine Parade erwarten. Aber: Wrabetz habe den Weg "selbst gewählt" – und habe sich bisher "nicht wehleidig" gezeigt. "Doch natürlich beschleicht einen da die Sorge, dass wir uns wegen dieses Schattenboxen nicht genügend mit den tatsächlich offenen Baustellen befassen."

Sanierung rundumhinterfragt

Als Baustellen nennt der Vorsitzende des Finanzausschusses im Stiftungsrat: Sanierung und Zubau des ORF-Zentrums auf dem Küniglberg. Das 300-Millionen-Euro-Bauprojekt wird nach der teuren Sanierung des ersten von neun Objekten gerade rundumhinterfragt, auf dass die Gesamtkosten doch nicht aus dem Ruder laufen. Es müsse "sicher im Budgetrahmen" bleiben, sagt Zach.

"Viel Operatives" sei zu tun, sagt Zach wieder, etwa das Projekt Frühfernsehen ab Ende März gut über die Rampe zu bringen.

Zach verlangt auch die lange angekündigte neue Ö1-Struktur vor der Generalsbestellung: "Das ist so angekündigt von der Geschäftsführung, und ich erwarte mir, dass Ankündigungen und notwendige Strukturentscheidungen umgesetzt werden." Ein potenziell heikler Punkt für den ORF-Chef, der Stimmen von Personalvertretern im Stiftungsrat braucht, deren Betriebsratsbereich die Reform betrifft.

Strukturprojekt vertagt

Zach wird wohl nicht allein die künftige Ö1-Struktur interessieren: Noch 2015 präsentierte Wrabetz recht entschlossen seine Pläne für die Führungsstruktur des gesamten ORF mit einem zentralen Info-Chef über alle Medien, dem die Chefredakteure aller ORF-Kanäle unterstellt sein sollten. Zach legte sich damals öffentlich quer, erklärt mit nötiger Vielfalt der Berichterstattung; und das im Namen der bürgerlichen Stiftungsräte – derzeit die größte Fraktion dort. Wrabetz ruderte seither zurück und vertagte sein Strukturprojekt erst einmal.

Wird Zach also die Bewerber um den Generalsjob vor dem Wahltag 9. August nach ihren Strukturplänen fragen? Der Stiftungsrat kündigt einen weiter gehenden Fragenkatalog an die Bewerber an: Er will neben ihren "Vorstellungen über die fünf Jahre ihrer Funktionsperiode" ab 2017 wissen, "welche Weichen sie für die weitere Zukunft wie stellen wollen". "Dazu muss man rechtzeitig die richtigen Fragen stellen", sagt Zach.

Inhaltliche Fragen stellen

Um die ORF-Zukunft in der digitalen Welt wird es da gehen, wohl um die künftige ORF-Struktur. Zach will seinen Fragenkatalog noch nicht detaillieren – schließlich gebe es, siehe oben, noch davor genug zu tun, statt schon wahlzukämpfen. Wird der Fragenkatalog auch eine Personalliste bis hinunter zu den Ressortleitern umfassen? "Ich werde inhaltliche Fragen stellen", sagt Zach. Die führten in weiterer Folge auch zu Strukturen. (fid, 9.2.2016)