Hersteller vernetzen derzeit alles – vom Kühlschrank bis zum Hundehalsband. Für die Daten, die hier gesammelt werden, interessieren sich auch Geheimdienste.

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Wer bei integrierten Kameras und Mikrophonen in diversen Geräten und Daten ins Netz schickende Sensoren ein mulmiges Gefühl hat, liegt nicht so falsch. Dem US-Geheimdienstdirektor James Clapper schwebt vor, Menschen in Zukunft über ihre vernetzten Geräte zu überwachen. Das bestätigte er nun erstmals gegenüber dem US-Senat.

Beobachten, Lokalisieren, Logins ausspionieren

Für Clapper ist es denkbar vernetzte Geräte zur "Identifizierung, Überwachung, Beobachtung, Lokalisierung und zur Auswahl für die Rekrutierung" heranzuziehen, berichtet der "Guardian". Auch der Zugang zu Netzwerken und das Abfangen von Login-Daten könnte über das sogenannte Internet of Things bewerkstelligt werden.

Experten haben schon vor langer Zeit Alarm geschlagen, dass bei vernetzten Geräten oftmals die Sicherheit vernachlässigt wird. So gab es bereits öfter Berichte von Webcams oder Babyfone, auf die sich Hacker Zugriff verschaffen konnten. Sicherheitsforscher konnten auch zeigen, dass der Zugriff und die Manipulation von vernetzten medizinischen Geräten möglich sind.

Alles wird vernetzt

Das Internet der Dinge umfasst mittlerweile nicht nur Geräte, deren Vernetzung offensichtlich sinnvoll ist – wie etwa der Fernzugriff vom Smartphone auf eine Heimüberwachungskamera. Oder die Fernsteuerung der Heizung und Klimaanlage zu Hause. Hersteller vernetzen alles möglich: Lampen, Zahnbürsten, Schuhe, Gürtel, Waagen, Küchengeräte, Haustierzubehör, Schmuck, Kinderspielzeug und sogar Schwangerschaftstests. Personen, die jemanden ausspionieren wollen – seien es nun kriminelle Hacker oder staatliche Geheimdienste, stehen also wesentlich mehr Einfallstore zur Verfügung als noch vor wenigen Jahren.

Welcher der Geheimdienste und Behörden in den USA sich in Zukunft an Kühlschränke, Kaffeemaschinen und Puppen heranmachen könnte, hat Clapper nicht gesagt. Die Offenheit überrascht dennoch. Andererseits ließen US-Geheimdienste schon zuvor mit Aussagen aufhorchen, die man nicht erwartet hätte. So erklärte NSA-Hacker-Chef Rob Joyce kürzlich, wie man sein Netzwerk vor der NSA schützen könne.

Absicherung

Gleichzeitig wird daran gearbeitet das Internet of Things sicherer zu machen. Die US-Regierung präsentierte kürzlich ihre neue Cybersecurty-Initiative. So soll das Heimatschutzministerium vernetzte Geräte testen und zertifizieren. Die internationale Mobilfunkvereinigung GSMA gab am 9. Februar Richtlinien für die Sicherheit vernetzter Geräte heraus. Ob das Geheimdienste davon abhalten kann, steht aber auf einem anderen Blatt. (br, 11.2.2016)