Ein offenes Ohr zu haben, aber auch auf nonverbale Signale zu achten, rät Management-Professorin Christine M. Riordan Führungskräften.

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Zuhören sorge auch für ein gutes Klima im Büro, sagt Riordan.

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Am Zuhören hapert's häufig, wie auch der aktuelle Hays-Report zeigt. Diesem zufolge sagen nur 28 Prozent der befragten Führungskräfte und Personaler, dass man einander am Arbeitsplatz auch wirklich aktiv zuhört.

Ego verhindert Empathie

Aber warum gelingt es vielen Führungskräften nicht, ihren Mitarbeitern ein offenes Ohr zu schenken? "Oft wollen sie kommandieren, reden selbst zu viel oder überlegen bereits, was sie als Nächstes sagen werden, um sich gegen eine mögliche Anschuldigung zu verteidigen", erklärt Christine M. Riordan, Professorin für Management an der University of Kentucky. "Außerdem schweifen sie in einer Unterhaltung leicht ab – oder nehmen sich erst gar nicht die Zeit für ein aufmerksames Gespräch." Zudem würden Chefs häufig multitasken, mitten im Gespräch beispielsweise E-Mails checken. "Manchmal verhindert aber auch ihr Ego, dass sie hören, was andere zu sagen haben."

Dabei sollte es Chefs kümmern, was ihre Mitarbeiter denken, sagt Riordan – nachweislich fördere aktives Zuhören, kombiniert mit Empathie und dem Versuch, die Perspektive des anderen zu verstehen, Motivation und Produktivität. Die Expertin erklärt, wie Zuhören besser gelingt:

1. Auf Nonverbale Signale achten

Empathisches Zuhören zeichne sich dadurch aus, dass nicht nur auf das Gesagte, sondern auch auf die Körpersignale geachtet wird, sagt Riordan. "Sensible Chefs nehmen nicht nur wahr, was andere mit ihrem Gesichtsausdruck, ihrer Stimmlage zeigen, sondern respektieren diese Gefühle auch." Womit man diesen Respekt zum Ausdruck bringen kann? "Mit Sätzen wie 'Danke, dass Sie mir mitgeteilt haben, wie Sie darüber denken'; 'Es ist wichtig für mich, von jedem im Team zu hören, wie er zu dieser Sache steht' oder 'Sie scheinen aufgebracht, ich würde gerne wissen wieso'."

2. Reaktionen zeigen

Zudem sollten Führungskräfte auf das reagieren, was ein Mitarbeiter gerade gesagt hat, sagt Riordan. "Das kann durch Antworten geschehen, Nachfragen, oder indem das Gesagte wiederholt wird." Wichtig seien auch nonverbale Reaktionen wie Mimik, Augenkontakt und Körpersprache. "Auch ab und zu mit dem Kopf zu nicken und zu sagen 'Das ist ein sehr guter Punkt' signalisiert Aufmerksamkeit."

3. Taten folgen lassen

"Mittels einer Folgehandlung kann ein Chef oder eine Chefin beweisen, dass er oder sie auch wirklich zugehört und sich das Gesagte auch gemerkt hat", sagt Riordan. Wichtig sei, Punkte, die während eines Meetings besprochen wurden, auch anzugehen. Es könnten aber auch andere Signale sein. "Eine Führungskraft kann auf vielerlei Art und Weise zeigen, dass sie die Message gehört, verstanden hat und ernst nimmt."

Zuhören als Schlüssel zum Erfolg

"Zuhören hilft, Respekt und Vertrauen aufzubauen, Schwierigkeiten zu klären und Spannungen zu beseitigen. Es vereinfacht die Weitergabe von Informationen und ermöglicht es, Lösungen gemeinschaftlich zu finden", sagt Riordan.

Für das Weiterkommen – das eigene und das des Unternehmens – sei Zuhören daher unerlässlich. Manager Paul Bennett ermutigte Führungskräfte kürzlich etwa, mehr zuzuhören und öfter nachzufragen. "Als ich jung war, dachte ich, dass die Welt mehr an mir interessiert ist, als ich es an ihr bin. Deshalb habe ich permanent geredet, meistens ohne wirklich zu wissen wovon – um den Eindruck zu erwecken, ich wäre intelligent." Aber einen Gang runterzuschalten, sich Zeit zu nehmen, von anderen zu lernen anstatt permanent zu debattieren, gute Fragen zu stellen, das sei der eigentliche Schlüssel zum Erfolg. (lib, 12.2.2015)