Mirjam Thomanns Ausstellung in der Galerie Krobath lenkt den Blick auf Rahmen statt auf Bilder.

Foto: Rudolf Strobl

Es gibt nicht mehr viele Ausstellungen, die das Display nicht mitthematisieren. Nicht nur gibt es meist einen eigenen Ausstellungsarchitekten. Auch Künstlerinnen und Künstler betrachten die Art der Präsentation immer mehr als Teil ihrer Arbeit.

So auch Mirjam Thomann, geboren 1978 in Würzburg. Betritt man ihre erste Einzelausstellung in der Galerie Krobath, Women and Space, trifft man auf fünf Objekte, die ein bisschen wie Fenster oder Türen aussehen. Die rechteckigen Paneele aus Glas und verspiegelten Scheiben haben in etwa Körpergröße und sind in Betonsockel eingegossen.

Thomann bezieht sich mit dieser Aufstellung auf ein Display, das die italienisch-brasilianische Architektin Lina Bo Bardi (1914-1992) für das von ihr entworfene Museu de Arte de São Paulo (1957) entwarf. Bo Bardi platzierte in der Ausstellungshalle eine ganze Heerschar gläserner Paneele, die jeweils eine Arbeit zeigten, und zwar, weil sie Bewegung in die gemeinhin eher statische Beziehung zwischen Raum, Werk und Betrachter bringen wollte.

Laufend neue Verknüpfungen

Nicht nur mussten sich die Besucher nun nämlich ihre eigenen Wege durch die Ausstellung bahnen statt vorgegebenen zu folgen. In dem an Kiesler geschulten Display ergaben sich außerdem laufend neue Verknüpfungen zwischen den Bildern.

Von Aglaia Konrad bis Wendelien van Oldenborgh reicht die Bandbreite von Künstlern, die sich von Lina Bo Bardi zu Projekten inspirieren ließen. Während diese beiden Künstlerinnen das Display allerdings, der ursprünglichen Idee folgend, zur Präsentation von Bildern benutzten, eröffnet Mirjam Thomanns Rekonstruktion – es ist übrigens schon die dritte – noch einen anderen, etwas abstrakteren Blick.

Dafür reduzierte die Künstlerin die Paneele auf eine überschaubare Größe und verwandelte die ursprünglichen Zeigevorrichtungen in Anschauungsobjekte. Farblich zitiert Thomann die sogenannten "Lifestyle Colors" des Designers Ralph Lauren. Diese tragen klingende Namen wie "Exposed", "Trophy", "Studio Purple" oder "Artist Grey" und geben den Paneelen einen modischen Anstrich.

Damit könnten freilich die von der Künstlerin herangezogenen Referenzen unterschiedlicher nicht sein: auf der einen Seite die nach Enthierarchisierung und Gleichberechtigung strebende Architektin; auf der anderen Seite der populäre Designer Lauren, der mit seiner exklusiven Farbpalette gerade für den feinen Unterschied sorgen will.

Platscher am Fensterglas

In der Ausstellung bringt Thomann diese beiden unterschiedlichen Systeme zwar sehr eng zusammen, hebt die entstehenden Widersprüchlichkeiten aber keineswegs auf: Ein modulares System trifft auf Individualisierungsideen, Design auf Museumskritik; der Galerieraum verwandelt sich durch die zum Teil verspiegelten Elemente in eine Art Modeboutique.

Dass sich die Künstlerin in ihrer Arbeit auch mit populäreren Formaten des Zeigens befasst, macht in der Galerie Krobath zudem die Fotoserie I Had The Key But Not The Key (2015) deutlich: Sie entstand während Thomanns Stipendiumsaufenthaltes in den Mackey Apartments in Los Angeles, wo die Künstlerin sogenannte "window splashes" in Auftrag gab. So nennt sich eine vor Ort sehr verbreitete Praxis, Schaufenster etwa durch aufgemalte Pfeile zu Hinguckern zu machen. (Christa Benzer, Album, 12.2.2016)