Das Pointenfeuerwerk lässt Eckel vom Keyboard begleiten.

Foto: Ernesto Gelles

Wien – Was ist ein gutes Leben? Wie ethisch, ökologisch und politisch korrekt muss man es führen? Und wie sicher kann man sich sein, dass die paradealternative Bobo-Freundin nicht insgeheim doch zu den Bösen gehört?

Klaus Eckel ist freilich nicht der einzige Kabarettist, den solche Fragen derzeit umtreiben. Von Thomas Maurer über RaDeschnig bis Roland Düringer zeigt sich, dass die Palette an Herangehensweisen vielleicht so groß ist wie noch nie. An Eckels Solo Zuerst die gute Nachricht, das am Mittwoch im Stadtsaal Premiere hatte und schon jetzt bis zum Sommer ausverkauft ist, wird aber so schnell nichts heranreichen.

Rasant und routiniert verschießt der 41-Jährige ein Pointenfeuerwerk, wo man fast fürchten muss, dass ihm in Zukunft nichts mehr einfallen wird. Lautes Auflachen im Sekundentakt befällt selbst den letzten Griesgram. Dass da noch Luft für kluge Gedanken bleibt, ist eine Meisterleistung.

Klug, genauer "smart", ist auch Eckels Keyboard. Das kann nämlich von selber spielen. Tiraden gegen den Smarttech-Wahnsinn des 21. Jahrhunderts ("Mein Auto macht sich seine Werkstatttermine schon selber aus") bekommen untermalt mit Achtzigerjahre-Telefonschleifenmusik einen wunderbar entspannten Drive.

Statussymbol Ernährungsstörung

Gelassen, aber skeptisch reibt sich Eckel dann an Veganerschickeria und Reformpädagogik. Wundert sich über das neue Statussymbol Lebensmittelunverträglichkeit und über Eltern, die vom Kind erwarten, dass es sich sein Geschlecht nach der Geburt selbst aussucht. "Der Körper ist mittlerweile ein einziger Vorwurf", findet Eckel. Aber: Sein Stromanbieter Verbund ist zumindest formal atomfrei. "Und so billig, dass man stundenlang den Kühlschrank offen lassen kann."

Phänomene wie "Resilienz" (Was dich nicht umbringt, macht dich stärker) erklärt Eckel anschaulich am Beispiel von Jesus, Beethoven und Werner Faymann. Eine G'streckte mit Anlauf gibt's gegen Männerbünde: Vatikan, Fifa, Jihadis, Volkswagen, Hypo, alle dabei. Dass "der Mann als Einzelner aber etwas sehr Edles ist", wird dann deutlich, wenn er dem Polizisten erklärt, dass die 0,8 Promille "eher ein Richtwert, denn eine Obergrenze" sind.

Klaus Eckel ist ein Programm gelungen, das nichts und niemanden verschont und zwischen all den unverbrauchten Spitzen leise ins Gewissen redet: "Menschen bekommen mehr Blumen aufs Grab gelegt, als zu Lebzeiten geschenkt." Die gute Nachricht: Fürs Programm gibt's schon jetzt Zusatztermine. (Stefan Weiss, 12.2.2016)