Foto: Andreas Stockinger
Grafik: der Standard

Frankfurt/Main – In früheren Zeiten, als Europa noch christlich war, galt es schon als Sensation, wenn einer die Kunst der Bilokation beherrschte. Da machten der gute Antonius von Padua und der lustige Joseph von Cupertino aber Augen, wenn sie bei so was hätten dabei sein können: gleichzeitig an drei Stätten der Welt auftauchen, in Seoul, Chicago, Frankfurt. Verbürgt ist: Der Kia Niro wurde dort zur gleichen Zeit gesichtet. Triloaktion! Meine Herren, was diese stockpaganen Fortschrittsgläubigen alles zustande bringen! Wahre Wunder – in der Welt des Dinglichen jedenfalls.

Robert De Niro hätte sogar kommen sollen zur Weltpremiere in Seoul-Chicago-Frankfurt, tönte es launig in Frankfurt, wohin der Standard zum ersten Lokalaugenschein geladen war. Man wird das als Flunkerei abtun können. Nicht geflunkert hingegen ist der Name Niro, den sich Hyundai-Kia-Designoberguru Peter Schreyer vor Jahren schon hatte sichern lassen und der nun zu einem konkreten Fahrzeug gerinnt.

Glatt und gefällig gezeichnet präsentiert sich Kias Crossover Niro.
Foto: Andreas Stockinger

Glatt und gefällig wirkt der Niro, man sieht, der muss auch den Amis gefallen, und der mit 4,36 m Länge recht kompakte Crossover ist vom Antriebskonzept insofern was Besonderes bei Kia, als es ihn nur als Hybrid gibt. Mit 1,6-Liter-Benziner (105 PS) und Elektromotor (44 PS) und einer Systemgesamtleistung von 141 PS.

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Speichertechnisch setzen die Koreaner – anders als Toyota beim Prius (siehe Bericht, der Standard, 19.2.2016, Seite 14) – auf eine Lithium-Ionen-Polymerbatterie, die Japans Pionier auch bei der Kapazität (1,56 kWh; Prius: 1,31) toppt. Und statt einem nervigen CVT-Getriebe vertraut Kia die Gangabfolge einem 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe an. Mal sehen, wie sich das dann im Fahrbetrieb anfühlt – und ob Kia das anvisierte Normverbrauchsziel von rund 3,5 l / 100 km hinkriegt.

Besser geht immer

Bei der ersten Sitzprobe hinterließ auch das Interieur einen gefälligen Eindruck. Kia bleibt da auf Zug, steigert sich von Generation zu Generation nochmal spürbar, was auch beim Optima auffällt, doch erst noch ein antriebstechnischer Hinweis zum Niro. Etwa ein Jahr nach seinem Start (Ende August) folgt nämlich noch eine Plug-in-Hybrid-Version, was 1.) Herrn und Frau Österreicher wohl noch besser munden wird als der nackerte Hybrid und womit wir 2.) endgültig beim Optima wären.

Mit dem Optima SW fährt Kia in der Mittelklasse mit einem Lifestylekombi vor.
Foto: Kia

Dessen Plug-in-Variante ist bereits im September startklar – zum selben Zeitpunkt wie der bildhübsche Lifestyle-Kombi Optima SW -, er soll bis zu 54 Kilometer rein elektrisches Fahren ermöglichen. Ein 2,0-Liter-Otto (156 PS) und ein E-Motor (68 PS) schließen sich zu 205 PS Systemleistung zusammen. Der direkte Gegner VW Passat GTE bringt es auf 218 PS.

Die Plug-in-Limousine startet wie der SW im Herbst.
Foto: Andreas Stockinger

Ohne viel Tamtam bedient Kia also immer mehr alternativantriebstechnische Trends. Der rein elektrische Soul EV ist bereits da, demnächst der hybride Niro, dann die derzeit angesagteste Brückentechnologie: Plug-in-Hybrid. Und 2020 kommt dann der erste Kia mit Brennstoffzelle und Wasserstoff. Vermutlich ein Cupertino. Nein, falsch: ein Sorento. (Andreas Stockinger, 19.2.2016)

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