Virtual Reality ist das neue Zauberwort, in dem Smartphones-Hersteller, Content-Anbieter und soziale Medien die Zukunft sehen. Headsets und Brillen gibt es bereits einige auf dem Markt, nun preschen die ersten Hersteller mit Kameras vor, die 360-Grad-Aufnahmen der breiten Masse ermöglichen sollen. Samsung zeigte auf dem Mobile World Congress die Gear 360 und hofft damit "the next platform" aufbauen zu können.

Mit Unterstützung von Facebook

Wie wichtig das Thema ist, zeigt der Spezialgast, den das Unternehmen zur Präsentation am Sonntag nach Barcelona holte. Mark Zuckerberg, CEO von Facebook, holte weite aus, als er die Vorzüge der neuen Kamera anpries. Das soziale Netzwerke hat 2014 den VR-Spezialisten Oculus übernommen. Die Software des Unternehmens steckt auch in Samsungs eigener Brille, der Gear VR. Facebook und Samsung hoffen, dass Virtual Reality keine Domäne von Spezialanwendungen und Games bleibt, sondern in den Alltag einzieht. So wie man heute Fotos und normale Videos von Familie oder Freunden macht, sollen in Zukunft 360-Grad-Videos an diese Stelle treten.

Standard/Riegler

Kompaktes Design

Die 153 Gramm schwere Gear 360 ist sehr kompakt gestaltet, mit einem runden Gehäuse und integriertem Stativ, das als Tripod aufgeklappt werden kann oder als Griff fungiert. Damit liegt die Kamera äußerst gut und sicher in der Hand und erinnert an die handlichen Action-Kameras von GoPro. Die Rundumvideos werden mit zwei 15-Megapixel-Fisheye-Kameras aufgenommen. Ein Beschleunigungssensor und ein Gyroskop sorgen dafür, dass die Kamera Bewegungen erkennt. Dank eines MicroSD-Kartenslots stehen bis zu 128 GB Speicher zur Verfügung. Der Gehäuse ist gegen Spritzwasser gesichert.

Gear 360 mit ausgeklapptem Tripod.
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Das Stativ kann zusammengeklappt werden und fungiert dann als Haltegriff.
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Die Anschlüsse der Kamera verbergen sich hinter einer Abdeckung.
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Nutzer können neben normalen Fotos und Videos auch Zeitlupenvideos und Loops aufnehmen. Wahlweise kann auch nur eine Linse aktiviert werden – für Weitwinkel-Fotos und -Videos. Die Aufnahmen lassen sich live auf einem Smartphone betrachten. Zur Datenübertragung stehen WLAN 802.11 ac mit WiFi Direct, Bluetooth 4.1, NFC und USB 2.0 bereit. Die Videos können auch zu Google Street View und YouTube 360 hochgeladen werden.

Bei der Präsentation hinkte die virtuelle Realität im Live-Modus etwas hinterher.
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Auf dem Mobile World Congress konnte die Funktion der Kamera nur eingeschränkt ausprobiert werden. Auf einem verbundenen Galaxy S7 war beispielsweise die Live-Ansicht möglich – allerdings wurde das Bild teilweise sehr ruckelnd und mit Verzögerung angezeigt. Das kann daran gelegen haben, dass sich die Signale der vielen für die Hands-ons vorbereiteten Geräte eventuell gegenseitig gestört haben. Die Bedienung ist jedenfalls sehr einfach.

So ganz will sich Samsung der gesamten Welt der virtuellen Realität nicht öffnen – zumindest nicht für alle Nutzer. Denn die Gear 360 ist nur mit einigen Modellen des Herstellers kompatibel – die entsprechende App wird es für die ebenfalls neu vorgestellten Smartphnes Galaxy S7 und S7 Edge geben sowie für das S6+, S6, S6 Edge und Note 5. Die mit der Kamera aufgenommenen Inhalte können mit der Brille Gear VR betrachtet werden.

Preis noch offen

Ob Samsung mit der Gear 360 tatsächlich zur Revolution blasen kann, hängt nicht wenig vom Preis ab. Aktuell will Samsung diesen noch nicht verraten. Vermutlich wird er aber nicht allzu günstig ausfallen und um die 400 Euro liegen. (Birgit Riegler aus Barcelona, 22.2.2016)