Christoph Badelt mit seiner Nachfolgerin an der Wirtschaftsuniversität, Edeltraud Hanappi-Egger.

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Wien – Im Rennen um die Bestellung eines neuen Chefs hat das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) das Institut für Höhere Studien (IHS) abgehängt: Ab September wird der frühere Rektor der Wirtschaftsuniversität Wien, Christoph Badelt, das im Wiener Arsenal domizilierte Wifo leiten. Der 15-köpfige Vorstand unter Vorsitz von Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl hat sich am Dienstag einstimmig für den auf Sozialpolitik und -management sowie Wohlfahrtsstaat spezialisierten promovierten Volkswirt ausgesprochen.

Badelt folgt an der Spitze des Wifo auf Karl Aiginger, der das im Einfluss der Sozialpartner stehende Wifo zehn Jahre lang geleitet hat. Die Bestellung gilt insofern als überraschend, als Badelt lange Zeit als Fixstarter für das Wifo-Konkurrenzinstitut IHS gehandelt worden ist. Im Gegensatz zum IHS, das sich soeben eine neue interdisziplinäre Struktur erarbeitet hat, die mit einer neuen Führungsebene zum Leben erweckt werden soll, gilt das Wifo als funktionierendes und umfassend aufgestelltes Institut für angewandte Forschung.

Dass es dem fast 65-jährigen Ex-Rektor an Managementfähigkeiten für das Wifo mit seinen rund hundert Mitarbeitern fehlen könnte, behauptet niemand, schließlich hat Badelt den viel größeren Wissenschaftsbetrieb der WU gemanagt und nebenbei auch noch Neubau und Übersiedlung in den Wiener Prater. Immerhin Neubau und Renovierung bleiben ihm im Wifo erspart, die Totalsanierung (samt Zubau) hat Aiginger in den vergangenen Jahren bei laufendem Betrieb über die Runden gebracht.

Feine Klinge und klare Worte

Neu könnten freilich die sozialpartnerschaftlichen Auseinandersetzungen sein, in deren Zentrum Österreichs Wirtschaftsforscher notorisch stehen. Die Wifo-Führungsebene ist nicht nur mit der regelmäßig zu erstellenden Konjunkturprognose im Fokus von Politik und Wirtschaft, sondern insbesondere mit Forschungsaufträgen, die an Land gezogen werden müssen, um den Forschungsbetrieb zu finanzieren.

Mit exponierten Ratschlägen etwa für eine Ökologisierung der Wirtschaft oder Kritik am anhaltenden Reformstau in Österreich kann man bei Geldgebern rasch in Ungnade fallen. Hier braucht es eine feine Klinge und vor allem Diplomatie, die der passionierte Läufer sicher mitbringt. Als Präsident der Rektorenkonferenz scheute er vor klaren Worten und Unmutsäußerungen über die Hochschulpolitik nicht zurück.

Wachsende Konkurrenz

In einem schwierigen Umfeld ist auch das Wifo, ständig schießen neue Institute und Think-tanks aus dem Boden, gegen die sich Apparate wie der des Wifo behaupten müssen. Wohl ist das Wifo keine Non-Profit-Organisation, aber sein über Jahre angehäuftes Wissen über Non-Profit-Management wird dem langjährigen WU-Rektor (2002 bis 2015) nicht schaden.

Badelt wurde am 26. Februar 1951 in Wien geboren. Nach dem VWL-Studium an der Hochschule für Welthandel arbeitete er als Assistent an der WU, in die er nach Auslandsaufenthalten 1984 mit der Lehrbefugnis aus Sozialökonomie sowie Wirtschafts- und Sozialpolitik zurückkehrte. (ung, 23.2.2016)