Bevor Studierende aus Drittstaaten ihr Studium antreten können, lernen sie in einem Vorstudienlehrgang für Ergänzungsprüfungen.

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Wien – Wenn man als Drittstaatsangehöriger an einer österreichischen Uni studieren möchte, wird es künftig teuer. Denn die Gebühr, die Studieninteressierte für einen Vorstudienlehrgang der Wiener Universitäten zahlen müssen, steigt mit dem kommenden Wintersemester um mehr als das Doppelte. Statt 460 Euro wie bisher müssen in Zukunft 1150 Euro pro Semester gezahlt werden.

Der Vorstudienlehrgang soll Studienanfänger mit einer Staatsbürgerschaft eines Landes außerhalb des EWR-Raums auf die Hochschule und vor allem auf die Ergänzungsprüfungen zu Beginn des Studiums vorbereiten. Ohne diesen kann man sich nicht als ordentlicher Studierender auf der Uni inskribieren. Auch für Asylwerber führt an diesen Kursen kein Weg vorbei, sie müssen – wenn sie studieren wollen – einen Lehrgang absolvieren. In wenigen Semestern versuchen so Studierende aus der ganzen Welt hochschulreif Deutsch zu lernen oder Schulzeugnisse, die in Österreich nicht anerkannt werden, nachzuholen.

Komplexe Geschichte

Der Vorstudienlehrgang wurde 1962 vom Bildungsministerium ins Leben gerufen und war als Entwicklungshilfemaßnahme gedacht. Noch heute wird das Geld, das das Bildungsministerium für den Vorstudienlehrgang ausgibt, unter Entwicklungszusammenar beit verbucht. Eine Studienplatzfinanzierung gibt es nicht, das Ministerium bezahlt die Lehrkräfte, seit 2001 unterrichten 50 Lehrpersonen die Studieninteressierten. Die Tatsache, dass sich seit 2001 die Anzahl der Studierenden im Vorstudienlehrgang verdreifacht hat – von etwa 1350 auf über 4000 heute – wurde in der Budgetplanung des Bildungsministeriums nicht berücksichtigt.

Unterstützung kam aber von nichtstaatlicher Seite: Die Österreichische Orient-Gesellschaft (ÖOG) bot in Absprache mit dem Vorstudienlehrgang Deutschkurse zum selben Preis an. Alle, die in den Lehrgängen des Ministeriums keinen Platz fanden, wurden an die ÖOG weitergeleitet.

Ohne staatliche Unterstützung kam es mit steigender Studierendenzahl jedoch immer häufiger zu Beschwerden bezüglich der Qualität der OÖG-Kurse, auf die mehr und mehr Menschen ausweichen mussten. "Eigentlich war diese Regelung als Provisorium angedacht", sagt Margarete Kernegger, die Leiterin des Vorstudienlehrgangs der Wiener Universitäten: "Aufgrund der konstant hohen Zahlen an Bewerbern ist es aber nie aufgelöst worden."

Kritische Kommentare

Mit dem Wintersemester 2016 startet nun eine Neuregelung der Vorstudienlehrgänge – inklusive der Erhöhung des Studienbeitrags auf 1150 Euro. Ausgenommen von der Erhöhung sind anerkannte Flüchtlinge, Asylwerber und subsidiär Schutzberechtigte. Auch Studierende aus sogenannten "least developed countries" und den Schwerpunktländern der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit müssen nur den ermäßigten Beitrag leisten. Dieser beträgt wie zuvor 460 Euro.

"Für viele ist es hart, diesen Betrag aufzubringen, aber sie können dadurch schneller ins ordentliche Studium gehen. Das System ist an seine Grenze gestoßen", sagt Kernegger. Durch den erhöhten Beitrag sei es allerdings möglich, auch bei den Kooperationspartnern wie der ÖOG qualitativ hochwertige Kurse anzubieten, die den Studierenden die Absolvierung der Ergänzungsprüfungen rascher möglich machen.

Die Erhöhung betrifft weite Teile der Studienanfänger, bei den aktuellen Zahlen wohl mehr als 3000 Personen. Von Diskriminierung will Kernegger nicht sprechen: "Es ist durch die Neuregelung klarer, wer Förderungen bekommt. Es wird einfach versucht, mit knappsten Mitteln so viel wie möglich zu tun." Ihrem Wunsch nach mehr Geld vom Unterrichtsministerium für die rasant wachsende Zahl an Bewerbern wurde von Ministeriumsseite aber nicht nachgekommen. "Natürlich ist das so nur die zweitbeste Lösung", sagt Kernegger. So würde die Nationalität zur wichtigsten Kategorie: "Bin ich aus Serbien, muss ich in Zukunft 1150 Euro zahlen", sagt Kernegger.

Kritik: "Diskriminierend"

Kritik an der Erhöhung kommt auch von der Österreichischen Hochschülerschaft, die sie als "diskriminierend" wertet. Die neue Regelung mache es Menschen aus Drittstaaten "besonders schwer, nach Österreich zu kommen", sagt Karin Stanger (Gras) aus dem Vorsitzteam der ÖH Uni Wien: "Das zeigt sich an der Grenze genauso wie an der Universität."

Gerade jetzt, da so viele Menschen nach Österreich kommen, "um sich ein Leben aufzubauen und zu studieren", sei es eine "massive Zusatzbelastung", sagt Camila Garfias (VSStÖ) vom Vorsitzteam. Dass Konventionsflüchtlinge, subsidiär Schutzberechtigte und Asylwerber durch den Zuschuss des Bildungsministeriums weiterhin nur den geringeren Beitrag von 460 Euro zahlen müssen, könne sich schnell ändern, befürchtet die Studierendenvertretung.

Vonseiten des SPÖ-geführten Bildungsministeriums gab es zu den Kritikpunkten des ÖAG und der ÖH kein Statement. Oona Kroisleitner, David Tiefenthaler, 3.3.2016)