Wien – Die Überfliegerin der Wiener freien Performanceszene Claudia Bosse ist eine Maniac in der Herstellung künstlerischer Ereignisse. Ihr seit 2013 laufendes Stationenprojekt "Ideal Paradise" nähert sich seinem Abschluss, und auf dem Weg dorthin zeigt sie jetzt "Ideal Paradise Clash" im Tanzquartier Wien.
Begonnen hat Bosses kritische Suche nach dem unmöglichen Paradies mit Abstiegen in die Poetik der Katastrophe an sich, aber vor allem in jene des politischen Desasters.
Das waren sämtlich Versuche, den Abgrund als "Katastrophenparadies" ohne apokalyptische Romantik auszuloten und ohne sich im allgegenwärtigen Regulierungswahn selbst zu knebeln.
Ihre dies- und abseitigen Stationen installierte Bosse von Anfang an nicht nur im Tanzquartier, beim Donaufestival und bei Impulstanz im Wiener Weltmuseum, sondern auch an zahlreichen Orten außerhalb des Kunstkontexts.
Wenn jetzt ein "clash" im "idealen Paradies" bevorsteht, dann ist damit zu rechnen, dass bei dieser Rückkehr in die Tanzquartier-Halle G alle Erfahrungen aus den zahlreichen vorangegangenen Stationen zur Kollision gebracht werden.
Aus Erinnerungen entsteht eine hybride Gegenwart, in der kulturelle Identitäten, Territorien, Ideologien aneinandergeraten und Objekte, Dokumente, Medien sich zu "polyrhythmischen Landschaften" ineinanderschieben. Die Körper in diesem Geschiebe bringen sich als wandelnde Archive ein.
Für die Raumgestaltung hat Claudia Bosse mit Stephanie Rauch ein szenografisches Ausnahmetalent engagiert. Zu den Performerinnen und Performern gehören neben Alexandra Sommerfeld und Florian Tröbinger auch die eigenwillige, aus Chile stammende Tänzerin Varinia Canto Vila. (Helmut Ploebst, 3.3.2016)