Berlin – Während ihrer USA-Reise passierte der deutschen Kulturstaatsministerin Monika Grütters ein Fauxpas, der sich zu einem Eklat auswachsen könnte. Es geht um die 2003 in Deutschland begründete Beratende Kommission im Zusammenhang mit der Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogener Kulturgüter. Für die auch unter dem Namen der Vorsitzenden Jutta Limbach geläufige Schlichtungsstelle in Raubkunstfragen wurde zuletzt der Wunsch nach Reformen laut.

Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz regte an, dass auch Opferverbände vertreten sein sollten. Dem stimmten Repräsentanten der Jewish Claim Conference als vertrauensfördernder Maßnahme zu.

Solche Vertreter seien bislang "aus gutem Grund" nicht eingeladen worden, da sie voreingenommen wären, wird Grütters nun in der "New York Times" zitiert. Auf Nachfrage der "Süddeutschen Zeitung" verwies die Pressestelle des Ministeriums auf eine "nicht ganz korrekte" Wiedergabe des Zitates und präzisierte: Eine solche Person "wäre die einzige Stimme, die in einem potenziellen Interessenkonflikt stünde".

Sinngemäß spricht die Kulturstaatsministerin damit jüdischen Vertretern jedwede Objektivität ab und stellt Religionsbekenntnis über Professionalität. Die neutrale Beurteilung deutscher Kommissionsmitglieder von Raubzügen in der NS-Zeit scheint indes kein Thema zu sein. Mangelnde Diplomatie, der jetzt ein Sturm der Entrüstung folgt. (kron, 10.3.2016)