Wien – In die Causa Burgtheater kommt Bewegung. Das Sachverständigengutachten für die Korruptionsstaatsanwaltschaft ist fertig und belastet die ehemalige kaufmännische Geschäftsführerin Silvia Stantejsky – im Gegensatz zu Ex-Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann – schwer, wie "News" in seiner am Samstag erscheinenden Ausgabe berichtet. Die Vorwürfe betreffen Bilanzfälschung und Steuerhinterziehung.

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte das Vorliegen des Gutachtens zur Frage, "ob beziehungsweise wann Zahlungsunfähigkeit eingetreten ist sowie zu allfälligen Bilanzfälschungen" am Freitag gegenüber der APA. Dieses werde derzeit geprüft, anschließend werde es "jedenfalls noch ergänzende Vernehmungen geben". Die Ermittlungen seien sohin derzeit noch nicht abgeschlossen.

Die nun veröffentlichten Anschuldigungen erweitern das bisher gekannte Ausmaß: So habe das Burgtheater laut dem von dem Sachverständigen Peter Wundsam erstellten Gutachten zumindest ab dem Jahr 2004 Abgaben in der Höhe von rund 2,4 Mio. Euro vorenthalten, indem Dienstnehmer und Künstler schwarz beschäftigt wurden. Darunter fallen laut "News" 1,9 Mio. an Lohn- und Einkommenssteuer, 119.000 Euro an Kommunalsteuer und 310.000 Euro an Beiträgen für die Gebietskrankenkasse. Wie bereits im Vorfeld bekannt, kritisiert nun auch der Gutachter Stantejskys Praxis, in großer Zahl mündliche Verträge abgeschlossen, Handgeld verteilt und Barzahlungen in Höhe von jährlich hunderttausenden Euro getätigt zu haben. Gagen in Höhe von 4,5 Mio. Euro sollen unversteuert an ausländische Künstler geflossen sein.

Gegenstand des Gutachtens war auch der Vorwurf der Bilanzfälschung. Tatsächlich geht es demnach nun nicht nur um die bisher diskutierte verlängerte Abschreibung von Bühnenbildern von drei auf fünf Jahre, sondern hätten sich auch Beweise dafür gefunden, dass Stantejsky "bereits offenkundig skartierte Produktionen als werthaltige Posten im Anlagevermögen dargestellt" habe. Diese Vorgehensweise habe "eine wesentliche Fehldarstellung der Jahresabschlüsse zum 31.8. der Jahre 2008 bis 2013" bewirkt, zitiert das Magazin aus dem Gutachten. Auch habe Stantejsky falsche Daten zur Berechnung der Abfertigungs- und Jubiläumsrückstellungen übermittelt, die dazu führen sollten, die entsprechenden Rückstellungen niedrig zu halten. Über den entlassenen Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann heißt es, dass seine Mitwirkung an der Bilanzierung nicht feststellbar gewesen sei.

Stantejsky bestreitet gegenüber "News" via ihre Anwältinnen alle Vorwürfe, vor allem jene der Bilanzfälschung. Bei der Abgabenhinterziehung habe es Selbstanzeigen gegeben. (APA, 11.3.2016)