Der Gesundheitssektor wächst – gute Chancen am Arbeitsmarkt bestehen für viele Berufsgruppen.

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In kaum einem anderen Sektor wird derart großes Wachstum konstatiert wie im Gesundheitssektor. So prognostiziert ihm das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) bis 2020 einen Beschäftigungsanstieg von knapp 8.500 Personen pro Jahr.

Besonders gebraucht werden Ärzte und verwandte Berufe auf akademischem Niveau, etwa akademische Krankenpflegefachkräfte – hier erwartet das Wifo bis 2020 ein Plus von 8.500 unselbstständig Beschäftigten (gerechnet ab 2013). Medizinische und pharmazeutische Fachberufe wie Medizintechniker oder pharmazeutisch-technische Assistenten würden um 6.000 zulegen, Krankenpflege- und Geburtshilfefachkräfte um 22.000. Betreuungsberufen wie Pflegehelfern wird ein Plus von 10.000 Arbeitsstellen prognostiziert.

Personalmangel

Auch das Qualifikationsbarometer des Arbeitsmarktservice (AMS) zeigt in den Bereichen Gesundheit und Pflege einen großen Bedarf auf dem Arbeitsmarkt. Derzeit meldet das AMS besonders viele vakante Stellen für Ärztinnen und Ärzte sowie Krankenpfleger und -pflegerinnen: Insgesamt 170 beziehungsweise 682 sind es an der Zahl. Indes können – gerade in den Bereichen der Pflege- und Sozialbetreuung – viele offene Stellen nicht besetzt werden, heißt es von der Österreichischen Wirtschaftskammer (WKO).

Fluktuation

Ein zusätzliches Problem sei die hohe Drop-out-Quote im Gesundheitsbereich. Die Verweildauer liege in Gesundheitsberufen im europäischen Durchschnitt nur bei sechs Jahren. Besonders dramatisch scheint die Situation in den Pflege- und Sozialbetreuungsberufen: Die Fluktuation beträgt hier im öffentlichen Sektor durchschnittlich 14,5 Prozent und im Non-Profit-Sektor 27,3 Prozent.

Nach Experteneinschätzung werde sich die Situation künftig weiter verschärfen, besonders im Bereich der mobilen beziehungsweise Hauskrankenpflege sowie der Alten- und Langzeitpflege werde Personalmangel herrschen. Als Ursachen für mangelnde Attraktivität und hohe Fluktuation werden schwierige Arbeitsbedingungen und schlechte Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten ausgemacht.

Ursache Demografie

Als wichtigen Grund für die starke Nachfrage nach Gesundheitsberufen nennen Experten den demografischen Wandel. Menschen werden immer älter, eine zunehmende Zahl ist pflegebedürftig – ein Trend, der sich fortsetzen und den Pflegebedarf und den Bedarf an Personal weiter steigern wird. Zudem würden Österreicherinnen und Österreicher immer gesundheitsbewusster: 68 Prozent sind laut einer aktuellen Imas-Umfrage zumindest einigermaßen an Informationen zum Thema interessiert; 27 Prozent legen sogar besonders starkes Augenmerk darauf.

Neue Skills

Indes wandeln sich auch die am Arbeitsmarkt geforderten Qualifikationen. Wichtiger für Beschäftigte im Gesundheitsbereich werde einerseits Beratungskompetenz, heißt es vom AMS. So müssten etwa Apotheker und Drogisten zunehmend über Ernährung und gesunden Lebensstil beraten. Mit der Technologisierung des Sektors gewinne zudem ein grundsätzliches technisches Verständnis ebenso an Bedeutung wie Kenntnisse über einsetzbare Technologien. Eine echte "Zukunftsqualifikation" seien auch Kenntnisse in evidenzbasierter Pflege.

Wichtiger Soft Skill seien zunehmend Selbstmanagementkompetenzen: Sie helfen beim Umgang mit traditionell hohen physischen und psychischen Belastungen. (Lisa Breit, 19.3.2016)