Der Wiener Prater, abgesehen vom Vergnügungspark, dem Wurstelprater, auch grüner Prater genannt, ist mit sechshundert Hektar größer als der New Yorker Central Park und trägt bedeutend dazu bei, dass Wien zu mehr als der Hälfte aus Grünflächen besteht. Das einstige Auland ist seit vielen Jahren ein beliebtes Naherholungsgebiet. Wie es die Wiener nutzen, lässt sich leicht in drei Kategorien einteilen, und so erzählt sich auch die Geschichte des Praters am besten:

  • I. Wurstelprater: Faszinierend für Touristen, Kinder oder Erwachsene. Letztere schwelgen oft in Kindheitserinnerung – und denken dabei etwa an die Firmung. Denn zur Feier des Tages steuerten viele die Vergnügungsgeschäfte im Wurstelprater an.

  • II. Sportstätte: Das Herz des Praters gehört dem Fußball, denn inmitten des Praters liegt das Ernst-Happel-Stadion mit mehr als 50.000 Plätzen. Immer weniger Besucher dagegen wetten in der Krieau auf trabende Pferde. Der Wiener Marathon führt traditionellerweise über die Hauptallee. Ob Tennis, Baseball oder Lacrosse – der Prater eignet sich auch bestens für Hobbysportler, ihrem Bewegungsdrang nachzukommen.
  • III. Wildnis: Auf Sommerfrische ins Grüne. Dabei freut man sich besonders, wenn man einem wilden Tier über den Weg läuft. Nachhelfen kann eine Safari.

I. Wurstelprater – Spaßmeile und Ikone des Parks

Wer vom Prater spricht, meint oft nur einen Bruchteil des Parks – nämlich den Wurstelprater. An die 40 Hochschaubahnen und andere Fahrgeräte, die sich in Höhe, Geschwindigkeit und Fliehkraft zu übertreffen versuchen, locken Adrenalinjunkies in den Prater. Sportredakteur Andreas Hagenauer hat den Test gemacht, jedenfalls bis die Übelkeit siegte, und neun Fahrgeschäfte verglichen.

Black Mamba – Das Höllenfahrgerät

Hier ein kleiner Vorgeschmack. Zum vollständigen Ranking.
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Von den zahlreichen Attraktionen, die das Areal beleben, sind manche wie der Toboggan mehr als hundert Jahre alt, andere eröffnen und schließen in regelmäßigen Abständen. Damit die Gäste nicht ausbleiben, haben Schausteller verschiedene Strategien entwickelt. Eine davon ist sicherlich das Lautsein.

"Hoppi Galoppi, der Taifun rururuft!"

Der Hutschenschleuderer

Der Hutschenschleuderer hat die Aufgabe, flotte Sprüche laut ins Mikrofon zu säuseln. Damit soll er die Prater-Gäste ins Fahrgeschäft Taifun locken und bei Laune halten. Ursprünglich ist mit dem Hutschenschleuderer ein Hilfsarbeiter gemeint, dem zum Beispiel anspruchslose Aufgaben wie das Anschubsen von Schaukeln (Hutschen) aufgetragen wurden. Deswegen nennt sich Klaus lieber "rekommandierender Hutschenschleuderer". Wenn der Taifun besetzt ist, werden die Gäste per Knopfdruck geschleudert.

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Der Vergnügungspark ist rund um die Uhr frei zugänglich. Das macht ihn einerseits beliebt für Familienausflüge. In der Nacht verwandelt er sich allerdings in einen Ort, an dem Party, Prostitution und Glücksspiel stattfinden. Umso wichtiger, dass dabei die Werte nicht verloren gehen, findet Spielautomatenbesitzer Raimund Hauser. Er besucht deshalb wie viele andere Schausteller und Fahrgeschäftebetreiber die für ihn gestaltete Messe.

Zwei Pfarrer für die Schaustellerseele

Sowohl in der katholischen als auch in der evangelischen Kirche ist ein eigener Seelsorger für die geistliche Betreuung der Schaustellergemeinden in ganz Österreich zuständig. "Das liegt daran, dass die Schausteller zu den üblichen Gottesdienstterminen einfach keine Zeit haben, in eine Kirche zu gehen", erklärt der evangelische Pfarrer Stefan Schumann. "Deshalb muss die Kirche zu ihnen kommen." Das tut sie mittels Beratungsgesprächen im Kassahäuschen, Taufen im Autodrom oder dem traditionellen, ökumenischen Prater-Saisoneröffnungsgottesdienst im Schweizerhaus. DER STANDARD war beim Höhepunkt des geistlichen Prater-Jahres dabei.

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II. Sportstätte

Mit mehr als sechs Quadratkilometern kaum bebauter Fläche kommt sich so schnell keiner in die Quere. Daher eignet sich der Prater für die verschiedensten Leibesübungen. Die Mehrzahl nutzt dafür die Prater-Hauptallee, etwa zum Laufen oder Radeln. Auch das Ernst-Happel-Stadion liegt im Herzen des Praters.

Trabrennbahn Krieau

Fast vergessen und schon ein wenig veraltet, was die Tribünen und den Altersdurchschnitt des Publikums betrifft, ist die Trabrennbahn in der Krieau. Hier wettet man seit 1874 auf das schnellste Pferd. Doch weil das nicht ausreicht, um die Bahn zu erhalten, veranstaltet der Wiener Trabrennverein Konzerte, zuletzt etwa von Andreas Gabalier oder Metallica im Jahr 2014.

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Der Vienna-City-Marathon ist der größte Marathon Österreichs und findet seit 1984 jährlich im Frühling statt. Über Besuchermangel an der 42,195 Kilometerstrecke kann man sich nicht beklagen. Für Läufer ist er ein Pflichttermin im Laufkalender.

Der Marathonmann von der Prater-Hauptallee

Am 10. April findet der 33. Vienna City Marathon statt – viereinhalb Kilometer davon auf der Prater-Hauptallee. Michael Reichetzeder begann seine Laufkarriere 1984 und verpasste seither keinen einzigen Wien-Marathon. Das sind nicht nur 32 Medaillen, sondern grob überschlagen 1,6 Millionen Schritte.

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III. Wildnis

Rund die Hälfte vom Wiener Stadtgebiet ist grün. Grund genug für viele Tierarten, sich ihren Lebensraum in einem der vielen Parks zu suchen – allen voran im größten, dem Prater.

Safari im Prater – Wo die wilden Tiere wohnen

Waldpädagoge Bernd Rassinger trainiert nicht nur Wiener im Überleben in der Wildnis, etwa nach einem Super-GAU, er weiß auch genau, wo in der Stadt die wilden Tiere hausen. Im Prater, sagt er, seien alle repräsentiert, sogar Biber und Eisvogel. Damit weniger geschulte Stadtbewohner sie zu Gesicht bekommen, bietet er Safaris an.

Safari im Prater – Wo die wilden Tiere wohnen.
binder
Hier sehen Sie alle Sichtungen der vergangenen sechs Monate.

Wienern, denen ein Wildtier auch ohne Safari begegnet, können ihre Sichtung auf dieser Webseite eintragen: stadtwildtiere.at. Wer noch keine Spur hat, dem könnte auch mit diesem Artenkompass geholfen werden. Der Prater bietet laut dem Wildtierfotografen Georg Popp mehr Artenvielfalt als so einige österreichische Naturschutzgebiete. Von den Fledermäusen gibt es sogar mindestens acht verschiedene Arten, die sich an den vielen Insekten im Prater erfreuen.

Auf gleicher Frequenz mit der Fledermaus

Um einige davon zu erhaschen, sollte man sich in der frühen Dämmerung in der Nähe von Gewässern auf die Lauer legen, empfiehlt Biologe Ulrich Hüttmeier. Er jagt Fledermäuse mithilfe von Ultraschalldetektoren. Das Gerät macht die Tiere für das menschliche Ohr hörbar.

derstandard.at/brugner

Der Prater im 360-Grad-Rundblick

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(red, 7.4.2016)