Kaum eine andere Funktionseinheit innerhalb eines Unternehmens ist so gefürchtet wie das Controlling. Gegenüber Mitarbeitern im Controlling gibt es jede Menge Vorurteile: Sie seien "Zahlenreiter" – und meist übel gelaunt. Wen wundert's? Alles im Auge zu bewahren – und das ist schließlich die Aufgabe von Controllern – kann ganz schön nervig sein.

Und wie die Wissenschaft zeigt, machen schlechtgelaunte Mitarbeiter ihre Arbeit besser. Joseph Paul Forgas, ein australischer Wissenschafter an der School of Psychology an der Universität von New South Wales in Sydney, hat diesen wundersamen Effekt entdeckt: Wer übel gelaunt ist, macht weniger Fehler, ist konzentrierter bei der Arbeit und kritischer in der Bewertung als jemand, der gutgelaunt ist. Was Forgas im Fachjournal "Psychological Science" beschreibt, lässt sich als Plädoyer für schlechte Laune lesen.

Flexibler im Denken ...

Interessanterweise lassen im Büro die Gutgelaunten die Schlechtgelaunten nicht in Ruhe schlecht gelaunt sein, sondern spüren eine Art Zwang, diese zu missionieren: "Komm, mach doch nicht so ein Gesicht, schau, die Sonne scheint!" hört man die Fröhlichen dann zwitschern.

Üble Laune als Erfolgsrezept?
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Forgas und seine Kollegen zeigten mit ihrer Forschung, dass schlechte Laune nicht nur zu einem besseren Gedächtnis und guten analytischen Fähigkeiten führt, sondern auch zu flexiblerem Denken. Schlechtgelaunte Menschen passen sich offenbar schneller neuen Begebenheiten an. Sie akzeptieren Veränderungen und denken bereits über ihre Anpassungen nach, während die gutgelaunten Kollegen erst noch im Widerstand gegen Neuerungen verharren. Der Grund: Das Vertrauen in Stereotype sinkt mit dem Ausmaß an schlechter Laune.

... und sogar fairer und offener?

Während die Gute-Laune-Bären immer davon ausgehen, dass alles am Menschen selbst liegt, ziehen Nörgler durchaus auch deren äußere Umstände in Betracht und integrieren sie in ihre Zuschreibungen. Das bedeutet mehr Fairness, offeneren Geist und in Summe ein sozialeres Verhalten. "Negative Affekte erhöhen die Sorge um andere", schreibt Forgas. Er hat bewiesen, dass kurzzeitige Übellaunigkeit Menschen zu mehr Umsicht und Höflichkeit verleitet.

Im Rahmen eines Experiments bat Forgas die Probanden, einen Text aufzusetzen, mit dem sie für einen kontroversiellen Standpunkt werben sollten. Das Ergebnis war verblüffend! Die Übellaunigen mit gedrückter Stimmung fanden einen angemesseneren Tonfall, bessere Argumente und sachlichere Inhalte, die sie noch dazu rücksichtsvoller verpackten. Sie hatten durch die Bank bessere Ergebnisse damit erzielt als die eher direkten, durchaus rüde agierenden Sonnenscheine der Gute-Laune-Fraktion. (Gregor Fauma, 25.3.2016)