Niemand konnte es Sir William Lyons übel nehmen, dass er am 14. Jänner 1957 alles über den Haufen warf. 1955 der schwere Unfall in Le Mans. Der saß dem Jaguar-Chef sicher tief in den Knochen. Immerhin war es sein Fahrer, Mike Hawthorn, der den schlimmsten Crash in der Geschichte des Motorsports auslöste. Da war es kein Trost, dass Hawthorn mit dem Jaguar D-Type am Ende das Rennen gewann.

Foto: Jaguar

Le Mans 1956 gab es dann gleich zu Rennbeginn wieder Brösel. Paul Frère kommt mit seinen Jaguar D-Type von der Strecke ab, kracht gegen die Streckenbegrenzung und sein eigener Teamkollege Jack Fairman knallt ihm ins Heck – beide D-Type ausgeschieden. Hawthorn verliert die Führung, wegen eines viel zu lange dauernden Boxenstopps, an seine Teamkollegen Ninian Sanderson und Ron Flockhart. Die müssen mit ihrem D-Type Stirling Moss und Peter Collins in Schach halten. Was nach wilden Duellen auch gelingt. Zweiter Sieg für Jaguar in Le Mans.

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Aber noch Monate vor dem Start des Rennens im Jahr 1957 verkündet der Jaguar-Boss den Ausstieg aus dem Motorsport. Die fünf in Le Mans startenden D-Type landen auf den Plätzen 1, 2, 3, 4 und 6. Doch das Ende ist bereits besiegelt und die letzten Monocoques des D-Type schrieben schon ihre eigene Geschichte.

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Eine Kleinserie von 25 Stück ganz exklusiver Straßensportwagen hatte Sir William Lyons am 14. Jänner 1957 in Auftrag gegeben. Zivile Versionen des D-Type, im Grunde Rennwagen, die nur in den notwendigsten Details angepasst wurden, um eine Straßenzulassung zu bekommen.

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Die Finne musste weg, dafür eine größere Windfschutzscheibe her. Jaguar baute eine zweite Tür und Seitenscheiben ein, verpasste dem Wagen Stoßstangen, ein zartes Fetzendach, andere Scheinwerfer wie auch Rückleuchten, und nannte ihn XKSS.

Für Jaguar ist der XKSS der erste Supersportwagen der Welt.

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230 km/h war der Wagen mit dem 3,4 Liter großen Sechszylinder schnell. Steve McQueen fuhr einen. Also zumindest dann, wenn man ihm nicht gerade wieder wegen einer etwas zu flotten Fahrt im XKSS den Führerschein abnahm – was angeblich zwei Mal passierte.

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Steve McQueen hatte Glück, einen von nur 16 ausgelieferten XKSS zu bekommen. Die restlichen neun geplanten Straßensportler fielen, gemeinsam mit 270 anderen Fahrezeugen, beim großen Feuer im Jaguar-Werk Browns Lane, im Februar 1957, den Flammen zum Opfer.

Jetzt baut Jaguar diese neun Fahrzeuge originalgetreu wieder auf und komplettiert die Kleinserie doch noch. Über den Preis brauchen wir, ob der Menge an Handarbeit, an dieser Stelle aber eh nicht rätseln. Die Fahrzeuge werden ohnedies nur ausgesuchten Jaguar-Sammlern angetragen. Aber auch das kann man ihnen nicht übel nehmen. (Guido Gluschitsch, 23.3.2016)

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