Für Kinder sind Gespenster und Monster oft real. Erwachsene sollten diese Angstgefühle nicht herunterspielen.

Foto: http://istockphoto.com/marcduf Marc Dufresne

Fabian behauptet seit einigen Tagen, dass er nicht mehr in seinem Zimmer schlafen kann. Der Vierjährige hat in der Nacht ein fürchterliches Monster vor seinem Kleiderschrank gesehen. Deshalb will er jetzt seine Nächte im Bett von Mama und Papa verbringen. Unter Stefanies Bett hat sich ein ganz schreckliches Gespenst versteckt. Sicherer fühlt sich die Fünfjährige nur, wenn sich die Mama jeden Abend mit ihr immer das gleiche Bilderbuch ansieht – dann schläft sie auch besser ein. Der sechsjährige Felix mag keine Hunde und weicht ihnen immer aus. Sonja weigert sich, Erdäpfel für die Oma aus dem Keller zu holen. Genau kann sie nicht sagen, wovor sie Angst hat, aber der finstere, kühle Ort bereitet der Neunjährigen Unbehagen.

Ängste gehören, wie Freude, Glück, Wut und viele andere Gefühle zum Leben. Wenn Menschen Angst haben, kann es sein, dass dieses Gefühl sie durchaus vor gefährlichen Situationen warnt. Angst kann also auch Schutz vor etwas sein. Kinder, die Angst vor dem Monster oder dem Gespenst haben, können meist ihr mulmiges Gefühl noch nicht benennen oder über ihre wirklichen Ängste sprechen.

Kinderängste ernst nehmen

Stellt sich heraus, dass Kinder vor dem Gespenst unterm Bett oder vor dem Monster hinterm Vorhang Angst haben, sie also keiner realen Bedrohung ausgesetzt sind, gehören diese Ängste trotzdem ernst genommen. Denn ein Kind erlebt in diesem Moment sehr wohl echte Angstgefühle. Es hilft ihm also nicht, wenn Erwachsene die Gefühle herunterspielen und sagen: "Du weißt doch schon, dass es keine Monster und Gespenster gibt!" Für Kinder sind das Gespenst, das Monster oder der Schatten im Zimmer in diesem Moment real.

Weil das Kind mit vertrauten Bezugspersonen mutiger und stärker ist, ruft es nach diesen. Gemeinsam ist es leichter, sich der Gefahr zu stellen. Das Kind sucht danach, in seiner Lage ernst genommen zu werden. Beruhigende Worte, die an den Verstand des Kindes appellieren, sind hier meist fehl am Platz und helfen dem Nachwuchs wenig.

Strategien gegen Angst

Im Gegensatz dazu kann es für das Kind hilfreich sein, über seine Ängste zu reden und ebenso über seine Ideen, was das Kind und seine Helfer dagegen unternehmen können. Kinder sind sehr kreativ und den meisten fällt dazu bestimmt eine Lösung ein. Womöglich müssen sie das Gespenst einfangen, oder es hilft ein magischer Zauberspruch gegen Monster, den die Eltern mit ihrem Kind gemeinsam jeden Abend vor dem Schlafengehen sagen. Da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt und Kinder haben viel davon. Meist hilft es, mit den Eltern und Bezugspersonen zu kuscheln. Denn Nähe und Geborgenheit ist in solchen Momenten wichtig.

Auch das Reden darüber, dass jeder Mensch Angst hat, kann dem Kind helfen. Es ist gut möglich, dass sich das Kind dafür interessiert und gerne wissen möchte, wovor sich die Eltern als Kinder gefürchtet haben.

Abendrituale schaffen

Rituale am Abend schaffen für das Kind die Möglichkeit, sich sicherer zu fühlen. Dazu zählt etwa das gemeinsame Lesen von Geschichten. Das gibt Kindern die Chance, sich mit ihren Ängsten weiter auseinandersetzen zu können. In Bilderbüchern sind andere Kinder Helden, mithilfe ihrer Fantasie schlüpfen sie in andere Rollen.

Natürlich kann es auch gut für das Kind sein, das zu malen, wovor es sich fürchtet. Manche Kinder malen sich in solchen Bildern als Helden oder als Bezwinger des Drachen und des Monsters. So können die Kleinen Sieger in angsteinflößenden Situationen sein und sich dabei als handlungsfähiger erleben. Aber auch ein Rollenspiel kann für Kinder manchmal sehr hilfreich sein. Kinder sind sehr erfinderisch, sich solche angstmachenden Situationen vorzustellen. Beim So-tun-als-ob ist es dem Kind möglich, mal der Sieger, mal der Verlierer oder aber auch das Monster selbst zu sein.

Intuition der Eltern ist gefragt

Oftmals ist es so, dass Eltern und Bezugspersonen erst beim Zeichnen oder Spielen eines Kindes dahinterkommen, wovor es sich überhaupt fürchtet, was ihm in dieser und jener Situation wirklich Angst macht. Selbstverständlich ist in solchen Momenten, wo Kinder vor Gespenstern, Monstern, Drachen, vor dem Schatten hinter dem Vorhang und vielem mehr Angst haben, die Intuition der Eltern gefragt. Mama und Papa kennen ihren Nachwuchs am besten und haben meist Erfahrungen, worauf das Kind reagiert und was helfen kann. Leidet ein Kind aber vermehrt unter Ängsten, und haben die Bezugspersonen schon alles Mögliche erfolglos ausprobiert, um es zu unterstützen, dann ist auch mal therapeutische Hilfe eine Möglichkeit.

Ihre Erfahrungen?

Wie gehen Sie mit den Ängsten Ihrer Kinder um? Was hat Ihren Kindern geholfen, mit der Angst zurechtzukommen? Posten Sie Ihre Erfahrungen, Fragen und Ideen im Forum! (Andrea Leidlmayr, Christine Strableg, 25.3.2016)