Wien – Mag Richard Wagners Parsifal durch seinen Charakter und seine Ausmaße den Begriff "Endlosigkeit" schönste Musikbedeutung verliehen haben – es sind potenziell sogar nur Einzelbegriffe und Sekunden, die über das mehr oder weniger Umwerfende einer Aufführung oder eines Sängers entscheiden könnten.

Wie etwa Kundry erstmals nach Parsifal ruft und der reine Tor auf dem Weg zum Kuss der Erkenntnis staunend seinen eigenen Namen zelebriert: Der im Wort enthaltene Ausdruck, die mit dem Timbre mitgelieferte Botschaft, beide vermögen das Wesen einer Oper erhellen zu verdichten. Natürlich auch jenes "Allerbarmen!", das der geplagte Amfortas schmerzvoll hinauswuchtet, während die Ritter erschöpft der Gralsenthüllung harren.

Michael Volle legt in dieses "Allerbarmen" die ihm zur Verfügung stehende Mischung aus Intensität und kultiviertem Klang. Ganz groß. Dennoch wäre es ungerecht, ihn auf einzelne Momente und Worte festzulegen. Seine rundum packende Gestaltung hält die Qualität des Abends insgesamt fern des Alltags. Stephen Goulds (als Parsifal) Leistung an einzelne Worte festzulegen, wäre ebenfalls ungerecht. Entscheidende Stellen geraten zwar nicht über die Maßen eindringlich. Auch ist es mit der schauspielerischen Vertiefung dieser monströsen Partie nicht weit her. Aber Gould schafft über die Gesamtheit des Abends respektabel Kontinuität – mit Ausbrüchen ins Blasse wie ins Imposant-Expressive.

Violeta Urmana (als Kundry) ist ebenfalls für ihre Gesamtperformance und Kondition zu loben, für Intensität, der viel herbe Klanglichkeit zur Seite stand. Imposant daneben Falk Struckmann (als Gurnemanz) und ein bisschen zu kultiviert Boaz Daniel (als Klingsor). Dirigent Adam Fischer und das Staatsopernorchester klangzauberten, zelebrierten romantischen Überschwang (wie der passable Chor), hätten mitunter jedoch konziser intonieren dürfen. (Ljubisa Tosic, 26.3.2016)