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Der Rapper Luaty Beirão mit weiteren politischen Gefangenen im Dezember im São Paulo Hospital Prison.

Foto: EPA/JOOST DE RAEYMAEKER

Luanda/Wien – In Luanda, der Hauptstadt Angolas, sind am Montag 17 Mitglieder eines oppositionellen Lesekreises zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Den jungen Aktivisten wurde vorgeworfen, eine Rebellion gegen den seit 37 Jahren regierenden Präsidenten José Eduardo dos Santos organisiert zu haben. Zudem wurden sie der Passfälschung und des zivilen Ungehorsams schuldig gesprochen. Der Fall sorgt nun bei Menschenrechtsgruppen für Empörung.

Dabei war die Gruppe bereits im Juli 2015 in Luanda verhaftet worden, nachdem sich die Mitglieder getroffen hatten, um das 1993 erschienene Buch "Von der Diktatur zur Demokratie: Ein Leitfaden für die Befreiung" des US-Politologen Gene Sharp zu lesen.

Rapper gegen die Polit-Elite

Unter den Verurteilten befindet sich auch der bekannte Rapper und Aktivist Luaty Beirão, der nach seiner Verhaftung im September in einen fünfwöchigen Hungerstreik getreten war. Beirão, der unter dem Namen "Ikonoklasta" rappt, wurde bei Protesten gegen den Präsidenten 2011 mit dem Lied "Sou Um Kamikaze Angolano E Esta É A Minha Missão" (Ich bin ein Kamikaze Angolas, und das ist meine Mission) populär.

Ein regierungskritisches Lied des Rappers Luaty Beirão.
LusoHipHop

Er selbst stammt aus privilegierten Kreisen. Sein Vater war Politiker in der Präsidentenpartei, der Volksbewegung zur Befreiung Angolas (MPLA). Er wuchs zwischen Portugal – dem ehemaligen Kolonialherrscher – und Angola auf, anders als viele Angolaner abgeschirmt von den Bürgerkriegswirren. Seit seiner Heimkehr ist er im politischen Widerstand gegen das autoritäre Regierungssystem tätig, das er als "Spinnennetz aus Angst und Patronage" bezeichnet.

Kein Platz für Opposition

Dafür hat er schon viel eingesteckt: Er wurde verprügelt, seine Familie bedroht, ihm wurde Kokainbesitz unterstellt. Kurz vor seiner Verhaftung im Juli sagte er der südafrikanischen Zeitung "Mail & Guardian": "Die Drohungen werden belastender, aber wir können jetzt nicht mehr zurück." Beirão fasste nun fünfeinhalb Jahre Haft aus, die anderen Mitglieder zwischen zwei und acht Jahren.

Eine Mutter sagte nach Bekanntgabe des Urteils: "Sie verdammen diese Burschen, die bloß ihre Rechte verteidigen wollen, und beschützen den Präsidenten, der alles stiehlt. Das Urteil ist Müll für mich." Deprose Muchena von Amnesty International sagte der "New York Times": "Die Aktivisten wurden in diesem hochpolitischen Prozess zu Unrecht verurteilt."

Die Verurteilten wurden nach dem Richterspruch sofort in Haft geschickt. Ihr Verteidiger hat angekündigt, Berufung vor dem obersten Gericht Angolas einzulegen. (saw, 30.3.2016)