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Ausmisten in Magaluf: Nicht nur ein Hotel orientiert sich neu.

Foto: Reuters / Enrique Calvo

Seit die Balearischen Inseln nach den Wahlen im Mai 2015 eine links-grüne Regierung haben, diskutieren ihre Bewohner offener über die Zukunft. Die Gegenwart ist von Erfolgsmeldungen geprägt und doch erdrückend: 2015 sind fast 14 Millionen Urlauber nach Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera gekommen, auf der Suche nach ihrem persönlichen Paradies. Viele Einheimische meinen: Das Paradies ist voll.

Doch wie die Bremse ziehen, ohne Urlauber zu verprellen? Ein erster Schritt ist die Umweltabgabe. Jeder Urlauber wird ab 1. Juli je nach Unterkunft zwischen 25 Cent und zwei Euro pro Tag zahlen. Kritisiert wird sie vor allem von Hoteliers mit günstigen Zimmern in Arenal oder Magaluf.

Viele Einheimische haben aber das Gefühl, dass sich die Hoteliers auf Kosten von ihnen und der Natur bereichern. Die Steuer soll helfen, "den Wohlstand gerechter zu verteilen und die Distanz vieler Mallorquiner zum Tourismus zu verringern", sagt Pilar Carbonell, Leiterin der balearischen Tourismusbehörde. Die Regierung rechnet mit Einnahmen zwischen 50 und 80 Millionen Euro pro Jahr.

Denkmal- und Naturschutz

Das Geld soll in Natur- und Landschaftsschutz fließen, Landwirtschaft, Fischerei und ein besseres Angebot in der Nebensaison. Auch Denkmalschutz und Kulturpflege, Forschung sowie Aus- und Weiterbildung im Tourismus sollen damit finanziert werden.

Die Entscheidung wurde heiß diskutiert: Jeder dritte Mallorquiner arbeitet im Tourismus, doch zugleich fürchten viele den Umweltkollaps. Im Sommer sind schlecht geklärte Abwässer, hoher Wasserverbrauch und Müllberge längst Alltag. Und es gibt weitere Anzeichen: etwa am Naturstrand Es Trenc, wo Sonnenhungrige sich in der Hochsaison aneinanderreihen. "Der Sand ist mittlerweile so verhärtet, dass der Austausch mit den Dünen und den Wellen nicht mehr richtig stattfindet", sagt Margalida Ramis, Sprecherin der Umweltgruppe GOB. Oder das Feuchtgebiet Albufera: Der nahe Ort Sa Pobla betreibt intensiven Kartoffelanbau. Die Nitrate im Grundwasser belasten die Albufera. Nach regenarmen Wintern bleiben Vögel weg.

"Identität nicht verleugnen"

Die 39-jährige Physikerin Margalida Ramis vertritt eine Gruppe Einheimischer, die die Insel nicht der Monokultur Tourismus überlassen wollen. "Wir dürfen unsere Identität nicht verleugnen", sagt sie, "und nur noch das wertschätzen, was touristischen Nutzen hat." In diese Richtung geht auch die geplante Reform des Tourismusgesetzes: Es soll soziale und ökologische Nachhaltigkeit garantieren. Auch bei Gesetzen zu Flächennutzung und Landwirtschaft bessert die neue Regierung Richtung Ressourcenschutz nach.

Milchbauer Baltasar Martí ärgert sich trotzdem. Er erhalte Mallorcas Idylle aufrecht, 15 Stunden am Tag, während andere mit Touristen leichtes Geld verdienten, meint er. In den 32 Jahren, in denen er den Hof betreibt, habe noch kein Hotelier seine Milch gekauft, zugunsten der "ein paar Cent billigeren" Milch vom Festland. Sein Hof mit 260 Milchkühen liegt an der Straße nach Porto Cristo. Immer wieder halten Mietautos, sagt Martí. "Dann steigen die Urlauber aus und machen Fotos von unseren Strohballen." (Brigitte Kramer aus Palma, 31.3.2016)