Ein Foto der Arbeit an der Eniac I. Als Informatikstudentin Kathy Kleimann die Aufnahmen vierzig Jahre später sah und nachforschte, hieß es zuerst, die Frauen seien Models. Sie recherchierte weiter und fand die Forscherinnen. Der Beginn einer langen Zusammenarbeit, die in einer Doku endete.

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Auch Wikipedia war wichtig in der Sichtbarmachung vieler vergessener Mathematikerinnen der Geschichte.

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Mary Allen Wilkes (78), Computerpionierin aus Cambridge (USA) mit dem ersten personal computer von 1963, dessen Betriebssystem sie entwickelte, im Sommer 2015 im Paderborner Heinz-Nixdorf MuseumsForum. Aus Anlass des 200. Geburtstags von Ada Lovelace widmete das MuseumsForum dem Wirken von Computerpionierinnen eine Ausstellung.

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Darüber, wer den ersten Computer gebaut hat, wird auch heute noch debattiert. Eine der ersten Maschinen wurde jedenfalls ab 1942 entwickelt, Eniac I sollte der Artillerie der US-Army bei der komplizierten Berechnung von Flugbahnen helfen. Als Erfinder der Maschine, die 1946 schließlich so groß war wie eine Wohnung und 27 Tonnen wog, gelten zwei Männer. Für die Programmierung waren allerdings Frauen verantwortlich: Francis Betty Snyder Holberton, Betty Jean Jennings Bartik, Kathleen McNulty Mauchly Antonelli, Marlyn Wescoff Meltzer, Ruth Lichterman Teitelbaum und Frances Bilas Spence wurden damals höchstens belächelt, gelten heute aber als Pionierinnen. Bei der offiziellen Vorstellung der Maschine wurden damals nur die an dem Projekt beteiligten Männer gewürdigt – die sechs Programmiererinnen blieben unerwähnt.

Anerkennung, 50 Jahre später

Vierzig Jahre später sah eine Informatikstudentin aus Harvard Fotos der sechs Frauen bei der damaligen Arbeit, allerdings ohne Namen. Dass es sich bei ihnen um Models handle, wie ihr von einem Mitarbeiter des Computer History Museum gesagt wurde, wollte Kathy Kleiman nicht glauben: Sie machte sich auf die Suche nach den Frauen, fand ihre Adressen heraus, interviewte die Pionierinnen und ging mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit. Im Juni 1997 wurden die Eniac-Frauen bei einem Festakt im Silicon Valley schließlich für ihr Mitwirken ausgezeichnet.

Filme für mehr Bewusstsein

Kleiman fand heraus, dass in diesen frühen Jahren der Entwicklung von Computern sehr viele Frauen beteiligt waren. Sie wollte mit der Recherche weitermachen und gründete das "Eniac Programmers Project", 2013 veröffentlichte sie die Kurzdokumentation The Computers. Filme über jene Frauen, die maßgeblich an der Programmierung von Java und Flash beteiligt waren, sollen folgen. Kleiman appelliert damit auch an die Filmindustrie. Nachdem sie The Computers gesehen hatte, schrieb Megan Smith, die seit 2014 Cheftechnologin von Barack Obama ist, in einem Essay für die Huffington Post: "Im Film über Steve Jobs lernen wir kaum etwas über Joanna Hoffman. Susan Kare sehen wir überhaupt nicht. Beide waren Schlüsselpersonen im Entwicklungsteam des Macintosh. Und in den Turing-Filmen sehen wir die vielen Mathematikerinnen nicht, die die Hälfte der Programmierer während des Zweiten Weltkriegs ausmachten."

Tage für Frauen

Nicht nur Kleiman möchte Frauen der Technikgeschichte vor den Vorhang holen: 2009 wurde der internationale Ada Lovelace Day gestartet. Am 13. Oktober wird seither der Errungenschaften von Frauen in Wissenschaft, Technik, Mathematik und Informatik gedacht – inklusive Google-Doodle.

Mathe statt Romantik

Lovelace ist die 1815 geborene Tochter des britischen Dichters Lord Byron, der Mutter und Kind aber bald verließ. Sie wurde von ihrer Mutter streng naturwissenschaftlich erzogen. Auf keinen Fall sollte die Tochter nach dem romantischen Vater geraten – seine Bücher zu lesen wurde ihr deswegen verboten. Ada widmete sich vor allem der Mathematik. Den Meilenstein, der Lovelace den besagten Ehrentag einbrachte, steht dennoch in Verbindung zu Sprache und Poesie: Lovelace war der Ansicht, dass eine gigantische und mit Dampf betriebene Rechenmaschine – die Analytical Engine von Charles Babbage – viel mehr könne, als Zahlen zu verarbeiten: Es handle sich vielmehr um einen Apparat, der auch umfangreiche, komplexe Musikstücke komponieren könnte. "Eine ungeheure neue Sprache ist entstanden", hielt sie 1843 fest, als sie die auf Französisch angefertigte Beschreibung der Maschine übersetzte. Von Babbage ermutigt, fügte sie ihre eigenen Notizen zum Bau der geplanten Maschine hinzu – diese Überlegungen waren schließlich doppelt so umfangreich wie die ursprüngliche Beschreibung.

Die erste Programmiererin

Lovelace gilt deswegen als erste Programmiererin der Welt – noch hundert Jahre vor Grace Hopper, die Ende der 40er-Jahre auf die Idee kam, Computerprogramme verständlicher zu verfassen als nur mit Nullen und Einsen. Eine weitere Pionierin. (2.4.2016)