Für die Studie "Standardüberprüfung Deutsch (4. Schulstufe)" wurden im vergangenen Mai 75.297 Kinder an 2.995 Volksschulen in Österreich getestet. Zentral ging es dabei um die Deutschkompetenzen – und diese stellten sich als äußerst mangelhaft heraus. Ein detaillierter Blick auf Ergebnisse und Methode der Überprüfüng:

  • Testformat: Getestet wurde an zwei Tagen in zwei je eineinhalbstündigen Blöcken. Unter anderem musste ein Lückendiktat und eine Rechtschreibüberprüfung absolviert sowie Texte verfasst und Fragen zu Hörbeispielen beantwortet werden. An einem anderen Tag wurde stichprobenartig der Bereich Sprechen getestet. Dabei wurde jeweils paarweise ein Testgespräch geführt, das von Assessoren bewertet wurde.

  • Schülerpopulation: Insgesamt wurden rund 75.000 Kinder am Ende der vierten Klasse Volksschule getestet. Das sind fast alle Schüler dieser Schulstufe. Ausgenommen waren (abgesehen von jenen Kindern, die an den Testtagen – etwa aus Krankheitsgründen – abwesend waren) lediglich alle außerordentlichen Schüler sowie Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die in Deutsch nach dem Lehrplan der Sonderschule beziehungsweise einer niedrigeren Schulstufe unterrichtet wurden.

  • Kompetenzbereiche und Kompetenzstufen: Für die Bereiche Leseverständnis, Sprachbetrachtung (vor allem Grammatik), Hören und Sprechen sowie das Verfassen von Texten (mit vier Unterdimensionen) wurden sogenannte Kompetenzstufen definiert: "Bildungsstandards übertroffen", "Bildungsstandards erreicht", "Bildungsstandards teilweise erreicht", "Bildungsstandards nicht erreicht". Für den Bereich Rechtschreibung wurde ein Punktewert ermittelt.

  • Leseverständnis: In diesem zentralen Testbereich erreichten die Schüler im Österreich-Schnitt 523 Punkte. Zum Vergleich: Salzburg als bestes Bundesland kam auf 530 Punkte, Wien als schlechtestes auf 514. Das ist ein Mittelwert-Unterschied von 16 Punkten. Die Mädchen erreichten im Schnitt einen um 31 Punkte höheren Mittelwert als Burschen, einheimische Kinder einen um 69 Punkte höheren Mittelwert als Migrantenkinder und Akademikerkinder einen 123 Punkte höheren als Kinder von Eltern mit maximal Pflichtschulabschluss. Insgesamt erreichten 13 Prozent der Kinder die Bildungsstandards beim Lesen nicht, 25 Prozent erreichten sie teilweise, 56 Prozent ganz, sechs Prozent übertrafen sie.

  • Bundesländer: Die Unterschiede sind hier laut Bericht nur "moderat" und haben "geringe praktische Bedeutung". Zwischen bestem Bundesland (meist Burgenland, Niederösterreich, Salzburg) und schlechtestem (meist Wien, Vorarlberg) liegen je nach Kompetenzbereich nur 14 bis 26 Punkte. Das ist geringer, als der Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund erwarten ließe (Wien: 44 Prozent, Kärnten: 10).

  • Geschlechterdifferenz: Die Mädchen schnitten in allen Bereichen besser ab. Dies Unterschiede sind in den schriftlichen Bereichen am höchsten: Bei der Textproduktion und der Sprachbetrachtung sind es je 25 Punkte, beim Lesen 31 und beim Rechtschreiben 33 Punkte. In der mündlichen Kommunikation (Hören, Sprechen) sind sie geringer und "praktisch vernachlässigbar" (zehn beziehungsweise 14 Punkte).

  • Mittelwerte: Die Mittelwerte in den einzelnen Kompetenzbereichen wurden bei der Ausgangstestung 2010 auf 500 Punkte festgelegt. Seither haben sich die Leistungen beim Lesen (plus 23 Punkte) und der Sprachbetrachtung (plus 24 Punkte) verbessert, in der Rechtschreibung (504) sind in etwa gleich geblieben. Die anderen Bereiche wurden neu konzipiert und wurden daher heuer auf 500 Punkte festgelegt – Veränderungen sind erst beim nächsten Test ablesbar. 40 Punkte entsprechen dabei in etwa einem Lernjahr.

  • Migrationshintergrund: Erwartungsgemäß erzielten "einheimische" Kinder bessere Leistungen als Kinder mit Migrationshintergrund (wobei Deutsche wegen der gleichen Sprache nicht in diese Gruppe fielen). Die geringsten Unterschiede zwischen diesen beiden Gruppen gab es beim Rechtschreiben (39 Punkte), die höchsten beim Lesen (69 Punkte) und beim Hörverstehen (77 Punkte). Vergleicht man nur innerhalb der gleichen sozialen Gruppen (also etwa einheimische Akademikerkinder mit zugewanderten Akademikerkindern und einheimische Kinder aus bildungsfernen Haushalten mit zugewanderten Kindern aus bildungsfernen Haushalten und so weiter), reduzieren sich die Unterschiede auf 15 (Rechtschreiben) bis 51 Punkte (Hörverstehen).

  • Sozialer Hintergrund: Dieser spielt die größte Rolle bei den Leistungsunterschieden: In Punktwerten beträgt der Leistungsunterschied zwischen Akademikerkindern und Kindern von Eltern mit maximal Pflichtschulabschluss zwischen 100 (Rechtschreiben) und rund 120 Punkten (Lesen). Das entspricht in etwa drei Lernjahren.
  • Wien: Beim Wien-Ergebnis wirken mehrere Faktoren zusammen. Einerseits gibt es in der Hauptstadt mit 44 Prozent den mit Abstand höchsten Migrantenanteil (Österreich-Schnitt: 20 Prozent), umgekehrt aber mit 35 Prozent auch den höchsten Anteil an Akademikerkindern (35 Prozent). Diese heterogene Zusammensetzung hat zwar nur wenige Auswirkungen auf den Mittelwert, aber auf die beiden Pole: In Wien gibt es etwa die meisten Risikoschüler im Lesen (18 Prozent), aber auch die meisten Spitzenleser (sieben Prozent). (APA, red, 1.4.2016)