Margit Maximilian
Woza Sisi

Die mutigen Frauen Afrikas
Kremayr & Scheriau Verlag 2016
192 Seiten, 22 Euro

Foto: Kremayr & Scheriau Verlag

Die Afrika-Spezialistin Margit Maximilian ist seit 1995 ORF-Redakteurin im Außenpolitikressort der "Zeit im Bild". Für "Woza Sisi" war sie ein halbes Jahr lang quer durch Afrika unterwegs.

Foto: Ina Thiam

Die Feministin Sylvia Tamale ist Rechtsprofessorin an der Makerere University in Kampala und weit über die Grenzen Ugandas hinaus bekannt. Seit Jahrzehnten kämpft sie gegen Diskriminierung von Homosexuellen und Hetze. Ihr bahnbrechender Reader "African Sexualities" (2011) gilt als Standardwerk zum Thema Sexualität in Afrika. "Nein, es gibt keine Spezifika, die afrikanische Frauen von anderen unterscheiden. Ich hoffe, Sie generalisieren nicht, wenn Sie darüber schreiben," sagt sie im Buch zu Margit Maximilian.

"Woza Sisi – Die mutigen Frauen Afrikas" schreibt gegen vorherrschende Stereotype an. Margit Maximilian, langjährige Afrika-Korrespondentin des ORF, wollte das vorherrschende "Negativ-Klischee vom Krisenkontinent und der ewig unterdrückten, ewig schwangeren Frau" brechen. "Mutig waren die Frauen Afrikas immer schon, " schreobt die Autorin und erzählt exemplarisch von Frauenprotestbewegungen in der afrikanischen Geschichte. Etwa von den demonstrierenden Frauen Nigerias, die sich 1929 gegen die Willkür und den Sexismus der britischen Kolonialverwaltung auflehnten. Von Nacktprotesten in den 1940er Jahren und Sex-Streiks der letzten zehn Jahre, zu denen etwa die Friedensnobelpreisträgerin Leymah Gbowee in Liberia und Frauenorganisationen in Kenia und Togo aufriefen, um Politiker unter Druck zu setzen.

Widerstand ohne Wenn und Aber

"Woza Sisi" ist Zulu für "Komm her, Schwester" – so rufen einem die Straßenfriseurinnen im bunten, multikulturellen Johannesburg zu. Die junge engagierte Fotografin Dahlia Maubane hat ihnen eine Fotoserie gewidmet. "Woza" heißt auch die Menschenrechtsorganisation "Woman of Zimbabwe Arise" ("Frauen Simbabwes, steht auf!"). Die Mehrzahl der 90.000 Mitglieder sind Frauen. Federführend in der Bewegung ist Jenni Williams, die für ihren gewaltlosen Kampf gegen den greisen Machthaber Robert Mugabe viele Male ins Gefängnis musste.

Es sind beeindruckend widerständige und mutige Frauen, die Maximilian porträtiert: Aminato Dramane Traoré, ehemalige Kulturministerin Malis und Ikone der GlobalisierungskritikerInnen oder Ken Bugul, die preisgekrönte senegalesische Schriftstellerin. Auch der Aufstieg von Mo Abudu, die "Oprah Winfrey Nigerias", wird vorgestellt. Die Gründerin und Eigentümerin des ersten panafrikanischen Fernsehsenders wurde unter die hundert einflussreichsten Menschen des Kontinents gelistet und vom Magazin Forbes zur erfolgreichsten Frau Afrikas gekürt.

Zehn Länder, zehn Porträts

Es ist Maximilian gelungen, ein differenziertes Bild Afrikas zu zeichnen. Mit jeder Biografie liefert sie auch Hintergründe zur Geschichte und Politik des jeweiligen Landes. Für "Woza Sisi" war sie ein halbes Jahr lang alleine in Afrika unterwegs. Während ihrer Reise begegnete ihr unglaublich viel Freundlichkeit: "Wie sehr man sich angesichts dessen für ein Europa schämt, das im selben Jahr deutlich abweisender und kälter geworden ist, lässt sich nur schwer in Worte fassen", schreibt sie. Spannend und dennoch schnell gelesen. (Christine Tragler, 1.4.2016)