Christa Steinle ist Österreichs Kommissärin für die Kunstbiennale 2017.

Foto: Ulrike Rauch

Die Überraschung war groß. Nicht nur in Wien, auch in der Grazer Kunstszene, mit der Christa Steinle seit über 20 Jahren untrennbar verbunden ist, klappten am Freitagvormittag, als die Nachricht von Steinles Ernennung zur österreichischen Kommissärin für die Kunstbiennale von Venedig 2017 bekannt wurde, so manche Kinnladen herunter.

Die 64-jährige Steinle wurde in Graz geboren, studierte dort Kunstgeschichte und Romanistik und promovierte 1970 mit einer Dissertation über das grafische Frühwerk der Nazarener und deren Verbindung zu Dürer. Ihr Doktorvater war der legendäre Wilfried Skreiner, 1972 selbst Biennale-Kommissär und von 1966 bis 1992 Leiter der Neuen Galerie. Seine ehemalige Studentin wurde später selbst Leiterin der Neuen Galerie, teils zusammen mit Peter Weibel.

Hartes Ende

Diese Tätigkeit nahm ein hartes Ende, als Steinle 2011 von Peter Pakesch, dem mittlerweile auch von dannen gezogenen Joanneum-Chef, nach 20 Jahren kurz vor der Pensionierung als Leiterin abgesetzt wurde. Auch Weibel, der allerdings längst mehrere Engagements und Führungspositionen im internationalen Kunstbetrieb innehatte, wurde damals von Pakesch fristlos entlassen. Später einigte man sich auf einen Kompromiss. Steinle, die zwei erwachsene Söhne hat, kuratierte eine große Wilhelm-Thöny-Schau in der ins Joanneumsviertel übersiedelten Neuen Galerie. Derzeit bereitet sie eine Ausstellung zu Norbertine Bresslern-Roth vor.

Nun fuhr Steinle auf der Achterbahn des Lebens fünf Jahre nach der herben Erfahrung wieder steil bergauf. Das muss auch eine Genugtuung sein. Als Kunstminister Josef Ostermayer sie am Freitag den Medien präsentierte, wurde sie auch nach dem damaligen Streit samt Demütigung durch Pakesch gefragt. Steinle meinte, das sei "verbrannte Milch". Nach einer Pause setzte sie nach, die Milch habe lange schlecht gerochen, "aber jetzt riech ich's nimmermehr".

Für die Biennale in Venedig soll Steinle schon unter dem früheren ÖVP-Kunststaatssekretär Franz Morak im Gespräch gewesen sein. 2004 wurde sie dann allerdings Kommissärin für die Internationale Kairo-Biennale, für die sie die Künstlerin Johanna Kandl engagierte. Auch wenn Steinle lange in leitender Position war, suchte sie das Rampenlicht offenbar nie besonders gerne – anders, als Kollegen, allen voran der vor Ideen sprühende Weibel, das stets ohne Not an ihrer Seite taten. (Colette M. Schmidt, 1.4.2016)