Wien/Salzburg – Die scharfe Kritik an medizinischen Privatuniversitäten durch Markus Müller, Rektor der Med-Uni Wien, stößt dem Chef der Salzburger Paracelsus-Universität (PMU) sauer auf. Herbert Resch widerspricht im STANDARD-Gespräch: "Privat-Unis unterliegen einer strengen Kontrolle. Wir müssen uns alle sechs Jahre um eine Reakkreditierung bemühen", und diese werde durch externe Gutachter durchgeführt. "Öffentliche Universitäten sind nicht so einem Verfahren unterworfen", sagt Resch weiter.

Noch mehr ärgert ihn der Vorwurf, dass Absolventen nur einen "Dr. med. light" als Titel tragen. Die Paracelsus-Univeristät habe mehr als 1.000 Bewerber, nur zehn Prozent werden für das Studium als geeignet befunden. Sie müssten ein dreistufiges Aufnahmeverfahren durchlaufen, das mit einem persönlichen Interview ende. Die Kandidaten müssten außerdem ein Forschungstrimester absolvieren, das sei an keiner anderen Universität der Fall. Was seine Absolventen zusätzlich von jenen anderer Universitäten unterscheidet: Sie müssen am Ende des vierten Jahres die amerikanische Staatsprüfung (USMLE, United States Medical Licensing Examination) ablegen.

Dass die Privat-Unis lokale Interessen bedienen, treffe für die PMU nicht zu. Zwar sei das Land Salzburg mit zehn Prozent beteiligt, aber die Absolventen seien österreichweit und international gefragt.

Grüne Wissenschaftssprecherin sieht Verländerung der Universitäten

Sigrid Maurer, Wissenschaftsprecherin der Grünen, steht den privaten Universitäten sehr kritisch gegenüber. Sie sieht durch diese Lehrstätten die Bemühungen konterkariert, bundesweit die Hochschulentwicklung zu steuern und befürchtet eine Verländerung des Hochschulbereichs. Die Abgeordnete hat eine parlamentarische Anfrage bezüglich der Tiroler Medical School eingebracht, die dem STANDARD vorliegt. In dieser will sie auch wissen, wie viele staatliche Unis an privaten Einrichtungen beteiligt sind.

Als Argument für das Innsbrucker Projekt, das in Kooperation mit der Med-Uni Innsbruck durchgeführt werden soll, gilt, einem Ärztemangel entgegensteuern zu wollen. Für Maurer werde aber dadurch eine "Zweiklassenmedizin bereits in der Ausbildung festgelegt". Denn: "Die guten Absolventen gehen ins Ausland, die schlecht ausgebildeteten Ärzte werden verpflichtet im Land zu bleiben". (mte, 6.4.2016)